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„SZ“-Vize Alexandra Föderl-Schmid zieht sich „vorübergehend“ zurück

Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, soll auch bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben haben.
Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, soll auch bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben haben. APA / Herbert Pfarrhofer
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Alexandra Föderl-Schmid verlässt „vorübergehend“ die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“. Grund sind Plagiatsvorwürfe.

Zehn Jahre lang war Alexandra Föderl-Schmid Chefredakteurin der Tageszeitung „Der Standard”, bevor sie 2017 nach Deutschland wechselte, wo sie seit 2020 stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung” ist. Nach Plagiatsvorwürfen hat sie sich nun am Montag „vorläufig“ aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Wie der „Spiegel“ berichtete, soll sie nicht nur in der journalistischen Arbeit, sondern auch in ihrer Dissertation an der Universität Salzburg plagiiert haben. Das zumindest behauptet der selbsternannte „Plagiatsjäger“ Stefan Weber. Noch am Montag meldete sich die Zeitung „In eigener Sache“ zu Wort: Man habe eine externe Kommission beauftragt, die Anschuldigungen zu prüfen. Föderl-Schmid wiederum habe die Uni Salzburg um eine Prüfung der Dissertation gebeten. Bis die Ergebnisse vorliegen, ziehe sie sich aus der Chefredaktion zurück.

Bereits im Dezember 2023 waren Vorwürfe des Branchenmagazins „Medieninsider“ laut geworden. Föderl-Schmid soll in einigen ihrer Texte Formulierungen aus anderen Medien unsauber zitiert – in einem Fall sogar wörtlich abgeschrieben – haben. Wenige Tage später folgte ein Bericht über Aussagen in einer Redaktionskonferenz der „Süddeutschen”. Bei dieser soll Co-Chefredakteur Wolfgang Krach die Vorwürfe und die Reaktionen als Verleumdung und Angriff auf seine Zeitung kritisiert haben.

Auf der Suche nach dem „Maulwurf“

Am 2. Februar veröffentlichte „Medieninsider” erneut einen Bericht über eine Vollversammlung von über 100 Mitgliedern der „Süddeutschen Zeitung”. Dem Magazin liegen demnach Aussagen von mehreren Anwesenden des Treffens vor. Offenbar kam bei der Versammlung heraus, dass sich die Chefredaktion auf die Suche nach einem „Maulwurf” gemacht hätte – ein Redaktionsmitglied soll an den „Medieninsider” Informationen ausgeplaudert haben. Mit Zustimmung des Betriebsrats hätte die IT der „Süddeutschen Zeitung” die Arbeitsgeräte der Redaktionsmitglieder nach Kommunikation mit dem „Medieninsider“ durchsucht.

Die „Süddeutsche“ stellte in ihrem Statement am Montag klar, man habe nur den Datenverkehr zwischen IP-Adressen der Redaktion und dem Branchenmedium sowie mögliche technische Hinweise auf Ton- oder Videomitschnitte von der „geleakten“ Redaktionskonferenz geprüft. Es könne sich dabei womöglich sogar um eine Straftat handeln.

Chefredaktion beklagt „Vertrauensbruch“

Laut „Medieninsider“ begründet der Betriebsrat die Durchsuchungen mit dem Recht des Arbeitgebers auf eine gewisse Einsicht in Arbeitsgeräte. Ob korrekt vorgegangen wurde, hätte der Betriebsrat allerdings nicht überprüft. Gründe für dessen Abwesenheit bei den Durchsuchungen liegen dem Medien-Magazin nicht vor, wohl aber wird ein gemeinsames Statement der „Süddeutschen” zitiert: „Redaktionsausschuss, Betriebsrat und Chefredaktion sind sich einig darin, dass der Schutz des Redaktionsgeheimnisses für unsere Arbeit unabdingbar ist. Deshalb steht es für uns außer Frage, dass wir Kolleginnen und Kollegen, die das Redaktionsgeheimnis verletzen, versuchen ausfindig zu machen.“ In einem weiteren Statement sollen sich die Chefredakteure dafür ausgesprochen haben, „keinerlei Angriffe auf den Schutz der Pressefreiheit” zu tolerieren.

Die interne Suche nach dem „Maulwurf” ist laut „Medieninsider“ allerdings ergebnislos verlaufen. Co-Chefredakteurin Judith Willmer spreche dennoch von einem „Vertrauensbruch”, auch Krach habe Misstrauen gegenüber der Kollegenschaft geäußert. Auch der Umgang der Chefredaktion mit Meinungsäußerungen der Redaktionsmitglieder soll auf der Redaktionsversammlung diskutiert worden sein. 

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