Drogen

Kokainkonsum in Österreich nimmt deutlich zu

 „Die Entwicklung in puncto Kokain sollte weiter beobachtet werden.“ 
 „Die Entwicklung in puncto Kokain sollte weiter beobachtet werden.“ IMAGO/Beate Oma Dahle
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Die Zahl der Drogentoten hat sich mehr als verdoppelt. Beim Alkoholkonsum sind die Österreicher vorn. Neue Nikotinprodukte sind auf dem Vormarsch.

„Ganz Wien, Wien, greift auch zu Kokain – überhaupt in der Ballsaison“, sang einst Falco. So dramatisch ist es nicht, aber: Der Kokainkonsum in Österreich nimmt zu. Das zeigt ein aktueller Bericht zur Drogensituation im Land.

Im Jahr 2015 gaben demnach drei Prozent der Bevölkerung an, schon einmal Kokain probiert zu haben. Fünf Jahre später waren es mehr als doppelt so viele. Bei anderen synthetischen Drogen wie Amphetaminen und Ecstasy sind die Tendenzen ähnlich. Dass Kokain ein Thema ist, zeigen laut Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) auch andere Daten: etwa das Abwasser, die Anrufe bei der Vergiftungszentrale oder die Drogen-Checks, bei denen man Substanzen überprüfen lassen kann, bevor man sie konsumiert.

Bei den Menschen, die in den Einrichtungen der Drogenhilfe betreut werden, spielt Kokain zwar weiterhin eine geringe Rolle – das größte Problem sind hier Opioide, also Heroin. Es wird aber mehr, wie es von Experten heißt: „Die Entwicklung in puncto Kokain sollte daher weiter beobachtet werden.“ Die Gründe für den vermehrten Kokainkonsum sind laut Busch teilweise handfest: Kokain ist billiger geworden – und besser, also reiner.

Cannabis am häufigsten

„Allgemein kann die Drogensituation in Österreich als relativ stabil beschrieben werden“, sagt Busch mit Verweis auf den „Epidemiologiebericht Sucht“ und den „Drogenbericht“. Die illegale Substanz, die in Österreich am häufigsten konsumiert wird, ist Cannabis. 20 bis 25 Prozent der Österreicher haben Cannabis unterschiedlichen Befragungen zufolge bereits probiert. „Konsumerfahrungen beschränken sich aber meist auf einen kurzen Lebensabschnitt.“ Etwa 35.000 bis 40.000 Menschen in Österreich sind laut Busch opioidabhängig. Die guten Nachrichten: Mehr als die Hälfte von ihnen ist in Behandlung. Und insbesondere bei den Jungen ist die Zahl der Menschen mit einer Opioidproblematik bis 2018 deutlich zurückgegangen, seither stagniert sie.

Mehr junge Drogentote

Zugleich sind tödliche Überdosierungen aber wieder gestiegen: 2014 starben 122 Menschen an direkten Folgen des Drogenkonsums, 2022 waren es mehr als doppelt so viele (248). Mehr als ein Viertel von ihnen waren jünger als 25 Jahre. Mögliche Ursachen sind laut Busch Nachwirkungen der Pandemie, die suchtkranke Menschen besonders getroffen hätte, oder die Tatsache, dass die Reinheit der Substanzen steigt, was das Risiko für Überdosierungen erhöht. Gerade die steigenden Zahlen bei den jungen Drogentoten bereiten ihm Sorgen: Im ungünstigsten Fall könnte das auch ein Hinweis darauf sein, dass sich die Drogensituation bei den Jüngeren doch wieder verschärft hat.

PW

Sucht Nummer eins ist in Österreich nach wie vor das Rauchen: Etwa jede fünfte Person gibt an, täglich zu rauchen. Das sind 1,6 Millionen Menschen. Jugendliche Raucher werden allerdings seltener: Bei den 15-Jährigen hat sich der Anteil der Raucher seit 2003 mehr als halbiert (auf zwölf Prozent). Auf dem Vormarsch ist dagegen der Konsum von neuen Produkten wie Nikotinbeuteln und E-Zigaretten. So rauchen zwar nur vier Prozent der 15-Jährigen täglich Zigaretten, allerdings konsumieren drei Prozent täglich Nikotinbeutel. „Es besteht die Gefahr, dass der Anstieg bei den neuen Nikotinprodukten den Rückgang beim Zigarettenkonsum kompensiert und es künftig wieder mehr Menschen mit Nikotinabhängigkeit gibt.“

Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Raucher denken laut Befragungen aber darüber nach, mit dem Rauchen aufzuhören, weitere zehn Prozent hätten schon konkrete Pläne. Etwa eine Million Tabakkonsumenten wollen demnach nicht mehr rauchen. „Das birgt ein großes gesundheitspolitisches Potenzial“, betonte Busch: „Man muss den Betroffenen nichts verbieten, sondern sie nur dabei unterstützen, das zu erreichen, was sie wollen.“ Besonders wichtig, weil die Folgen doch gewaltig sind: 16 Prozent der Todesfälle gehen aufs Rauchen (und Passivrauchen) zurück.

Der Alkoholkonsum wird in Österreich zwar weniger. Laut Julian Strizek (ebenfalls vom Kompetenzzentrum Sucht) ist Österreich aber weiterhin ein „Hochkonsumland“. „Im europäischen Vergleich liegen wir beim Pro-Kopf-Konsum im obersten Drittel.“ 25 Gramm Alkohol pro Tag werden hierzulande im Durchschnitt getrunken, das ist mehr als ein großes Bier. Jeder Fünfte hat in den vergangenen zwölf Monaten täglich oder fast täglich Alkohol getrunken, etwa 15 Prozent der Bevölkerung trinken in gesundheitsgefährdendem Ausmaß, Männer ungefähr doppelt so oft wie Frauen. Die sogenannte Gefährdungsgrenze liegt bei Männern bei 60 Gramm Alkohol pro Tag (ungefähr eineinhalb Liter Bier oder drei viertel Liter Wein), bei Frauen bei 40 Gramm (ein Liter Bier, ein halber Liter Wein).

Junge trinken weniger

Positiv: Jugendliche, vor allem Burschen, trinken weniger als früher. Sechs von zehn der 14- bis 17-Jährigen haben demnach im vergangenen Monat Alkohol konsumiert, vor 20 Jahren war das noch bei fast 80 Prozent so. Während vor 20 Jahren nur vier Prozent der Jugendlichen gar keinen Alkohol tranken, sind es jetzt 15 Prozent. Ganz unproblematisch ist das Thema aber auch bei den Jungen nicht: „Auch drei bis sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren trinken in einem riskanten Ausmaß.“ (APA/beba)

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