Oper

María de Buenos Aires: Eine Stimme gegen Femizide

Klischees Aufbrechen. Mit Tangokitsch hat Piazzolla nichts zu tun, meinen Juana Restrepo (Regie) und Luciana Mancini (Titelrolle). 
Klischees Aufbrechen. Mit Tangokitsch hat Piazzolla nichts zu tun, meinen Juana Restrepo (Regie) und Luciana Mancini (Titelrolle). Christine Pichler
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Vom kollektiven Trauma der Gewalt gegen Frauen handelt Piazzollas Oper „María de Buenos Aires“. Juana Restrepo und Luciana Mancini geben dem Opfer eine Stimme - und ihre Würde zurück.

Es ist eine surreale Geschichte: María stammt aus der Vorstadt, wo sie von zwei weinenden Engeln auf die Welt gebracht wird - „an einem Tag, an dem Gott betrunken war“. Innerhalb von sieben Tagen wächst sie heran und entwickelt sich zu einer Göttin. In der Vorstadt jedoch führt sie ein unglückliches Leben und begibt sich nach Buenos Aires, wird zur Prostituierten und schließlich getötet. Nur ihr Schatten darf auf die Erde zurückkehren. „María de Buenos Aires“ ist Astor Piazzollas einzige Oper, eigentlich ein Tango in Opernform. Juana Inés Cano Restrepo inszeniert das Stück für die Kammeroper. Sie hat es erstmals in Medellin gesehen, der Heimatstadt ihres Vaters. „In den letzten zehn Jahren habe ich kein Album so oft gehört wie María de Buenos Aires.“ Das Werk hat sie tief beeindruckt. „Es haben sich viele Bilder und Emotionen angesammelt. Ich habe immer viel dazu gemalt und gekritzelt,“ erzählt sie. Die Freude war groß, als die Kammeroper anfragte, ob sie das Stück inszenieren wolle. „Der Text ist ein Urwald voll von magischem Realismus, in dem sich immer wieder Neues und Überraschendes entdecken lässt - durch den man sich aber auch erst einmal durchkämpfen muss.“

Restrepo wollte eine Erzählung finden, die die Zusehenden auch heute beschäftigt und berührt. „Die gesellschaftliche Relevanz des Stücks reicht weit über Buenos Aires in den 1960er-Jahren hinaus. Gewalt gegen Frauen gab und gibt es immer und überall, in allen Gesellschaftsschichten. Wie können wir uns diesem kollektiven Trauma annähern? Und wie kommen wir da heraus?“, fragt sich die Regisseurin, die die Oper als eine Art Fortsetzung von Bizets „Carmen“ sieht. „In ,Carmen‘ sehen wir, wie es zu einem Femizid kommt, in María, was danach geschieht.“

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