Filmfestival & Politik

Berlinale: AfD-Politiker doch von Eröffnung ausgeladen

Berlinale-Logo auf einem Banner in den Potsdamer Platz.
Berlinale-Logo auf einem Banner in den Potsdamer Platz.Imago
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Kürzlich hatte das Filmfestival die Einladung von Vertretern der AfD noch verteidigt, obwohl die Partei „nicht willkommen“ sei. Die Entscheidung folgt auf eine hitzige Diskussion in deutschen Medien.

In der Debatte um die Einladungspolitik der Filmfestspiele Berlin hat das Festival nun eine Kehrtwende eingelegt: Die fünf AfD-PolitikerInnen, die bislang zur Eröffnung des Events geladen waren, seien nun wieder ausgeladen, hieß es am Donnerstag in einem offiziellen Statement: Die „intensive Diskussion“, die in den vergangenen Tagen in den Medien und in der Kulturbranche über die Einladungen geführt wurde, habe die Berlinale veranlasst, „eine klare Position“ zu beziehen – denn die AfD und etliche ihrer Mitglieder und Abgeordneten verträten „Ansichten, die den Grundwerten der Demokratie zutiefst widersprechen“.

Was genau damit gemeint sei, führt die Aussendung wie folgt aus: „Forderungen nach einer homogenen Gesellschaft, nach Zuwanderungsrestriktionen und Massenabschiebungen, homophobe und queerfeindliche oder rassistische Äußerungen bis hin zu schlimmem Geschichtsrevisionismus und klarem Rechtsextremismus – all das findet man bei der AfD.“

Schon davor hatten die Festivalleiter, Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian, klargestellt, die AfD-Vertreter seien bei der Berlinale „nicht willkommen“, was man ihnen auch „klar und deutlich in einem persönlichen Brief“ mitteilen werde. Die Einladungen selbst verteidigten sie aber bis vor kurzem: Diese seien nicht persönlich erfolgt, sondern gingen im Sinne des Parlamentarismus an gewählte Abgeordnete aus allen Parteien. Ohne die AfD gutzuheißen, respektiere man es, „wenn die Kulturstaatsministerin und der Berliner Senat ihre Kartenkontingente an demokratische Mandatsträger vergeben“, sagte Rissenbeek in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“.

Im Berlinale-Statement werden „Enthüllungen, die es in den vergangenen Wochen zu explizit antidemokratischen Positionen und einzelnen Politiker*innen der AfD gab“ als ein Grund für die jetzige Entscheidung genannt. Unter den Eingeladenen fand sich auch die Berliner AfD-Vorsitzende Kristin Brinker. Diese hat im Juli 2023 an einem Treffen von Rechtskonservativen und Rechtsextremen in Berlin teilgenommen, bei dem auch Identitären-Chef Martin Sellner zugegen war.

Ins Rollen gebracht wurde die Debatte um die Einladungen nicht zuletzt von einem Protestbrief, der von über 200 Kulturschaffenden unterschrieben wurde. Die Präsenz der AfD bei der Eröffnungsgala laufe dem Anspruch des Festivals, ein Ort der Toleranz und Verständigung zu sein, zuwider, hieß es darin. Die Eröffnungszeremonie könne in Anwesenheit von AfD-Vertretern kein „sicherer Ort für Juden, Frauen, Mitglieder der Bipoc-, LGBTI+-, Behinderten-, Roma- und Sinti-Gemeinschaft oder Zeugen Jehovas“ mehr sein. (red)

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