Interview

Polen: Tucker Carlson erwies sich als „nützlicher Idiot“ Wladimir Putins

Trump-Fan Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Trump-Fan Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.APA / AFP / Gavriil Grigorov
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In Europa stößt das Interview des US-Moderators mit dem Kreml-Chef auf Kritik. Er habe Putin eine „Plattform zur Propaganda gegeben“, sagt die EU. Polens Parlamentspräsident glaubt nicht, dass der russische Präsident seine Ankündigung, Polen nicht angreifen zu wollen, ernst nehme.

Die Europäische Union hat mit scharfer Kritik auf das Interview des US-Journalisten Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin reagiert. Putin habe darin „altbekannte Lügen, Verzerrungen und Manipulationen“ wiederholt, sagte die Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, Nabila Massrali, am Freitag in Brüssel. Kritik übte sie auch an Carlson, der Putin „eine Plattform zur Manipulation und Verbreitung von Propaganda geboten“ habe.

Putin habe in dem Interview erneut „eine große Feindseligkeit gegenüber dem Westen an den Tag gelegt“, sagte die Sprecherin weiter. Zudem habe der Kreml-Chef einmal mehr deutlich gemacht, dass er kein Interesse an echten und sinnvollen Schritten für einen Frieden habe.

Theoretisch könnte die EU Carlson wegen des Propaganda-Vorwurfs auf ihre Sanktionsliste setzen und ihn etwa mit einer Einreisesperre belegen. Dafür gebe es bisher aber keine Pläne, hatte ein Borrell-Sprecher am Donnerstag gesagt. Putin selbst sowie russische Medien wie RT und Sputnik sind bereits mit Sanktionen belegt. (APA/AFP)

Putin schließt Angriff auf Polen aus - mit einer Ausnahme

In dem am Donnerstagabend (Ortszeit) veröffentlichten Interview mit Carlson hatte Putin eine Niederlage seines Landes im Angriffskrieg gegen die Ukraine als „unmöglich“ bezeichnet. Er erklärte zudem, ein Einmarsch Russlands in die NATO-Staaten Polen und Lettland sei „absolut ausgeschlossen“ - mit einer Ausnahme. Auf die Frage, ob er sich ein Szenario vorstellen könne, in dem er russische Truppen nach Polen schicken würde, entgegnete Putin: „Nur in einem Fall: wenn Polen Russland angreift.“ Russland selbst habe keine territorialen Interessen in Polen und Lettland, versicherte er. Gleiches hatte er aber auch vor seinem Angriff auf die Ukraine vom Februar 2022 gesagt.

„Er hat einem Mörder das Mikrofon hingehalten“

Der polnische Parlamentspräsident Szymon Holownia warnte aber davor, beschwichtigenden Äußerungen des russischen Staatschefs Glauben zu schenken. Carlson habe sich bei seinem Interview mit Putin als - so wörtlich - „nützlicher Idiot“ für die russische Propaganda erwiesen, sagte Holownia am Freitag in Warschau nach Angaben des Nachrichtensenders TVN24. „Er hat einem Lügner, einem Mörder und internationalen Terroristen das Mikrofon hingehalten.“

Holownia fragte, ob Putin garantiere, dass er nicht in einiger Zeit, wenn er sein militärisches Potenzial erneuert habe, vier Dörfer in Lettland besetzt? Damit könnte er testen, ob die NATO ihren Beistandsartikel fünf erfüllt. „Und wenn sie nicht zurückschießt, wird er weitere zehn Kilometer besetzen.“ Mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine sei Putin zu einer tödlichen Bedrohung für Polen, für Europa und für die Freiheit geworden. „Wir müssen diese Gefahr um jeden Preis stoppen“, sagte der Parlamentspräsident.

Das polnische Militär bereite sich auf verschiedene Situationen vor, sagte der Verteidigungsminister und Vizeministerpräsident Wladyslaw Kosiniak-Kamysz. „Nichts kann unsere Wachsamkeit einschränken, und solche Worte werden dies sicherlich nicht tun, denn sie sind nicht glaubwürdig“, kommentierte er das Putin-Interview. Polen ist einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine; dies ist nach polnischem Verständnis wichtig für den Schutz des eigenen Landes.

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