Gesellschaft

Kleiner Opernball: Mehr Fasching geht nicht

Am Donnerstag wurde auch im Wiener Rathaus getanzt.
Am Donnerstag wurde auch im Wiener Rathaus getanzt.Wolfgang Freitag
  • Drucken

Das Wiener Rathaus in der Hand der ÖVP: Einmal im Jahr wird das Wirklichkeit.

Ein Wiener Rathaus fest in Hand der ÖVP: Das klingt angesichts gegenwärtiger politischer Gegebenheiten allenfalls nach Aprilscherz. Und dennoch, einmal im Jahr, so gegen Faschingsende, wird es Wirklichkeit: dann nämlich, wenn sich im Rathausfestsaal Hundertschaften tanzaffiner Senioren zum Kleinen Opernball versammeln.

Von der VP-Sektion Neubau Mitte der 1960er als Dankeschön an die Wiederaufbaugeneration in die Wiener Ballwelt gesetzt, hat sich die Veranstaltung aus bescheidenen Anfängen in bescheidenem Rahmen mittlerweile zum repräsentablen Ereignis in einer der prächtigsten Hallen der Stadt hochgearbeitet. Dieser Tage seinerseits schon ins Seniorenalter vorgerückt, erwies sich der Kleine Opernball auch in seiner 59. Ausgabe eher als jung geblieben denn als allzu sehr in die Jahre gekommen.

Was Wunder, es war ja alles da, was es zum Ballvergnügen braucht: ein charmantes Jungdamen- und Jungherrenkomitee, gewohnt souverän geleitet von Thomas Schäfer-Elmayer, eine Tanzkapelle von Format, die Combo der Wiener Polizeimusik, Gesangseinlagen von Tritsch-Tratsch-Polka bis „Drunt in der Lobau“, moderiert von Ingrid Wendl, samt einem ländlich-sittlichen Volkstanzgastspiel aus dem blaugelben Voralpin.

Frackzwang herrscht hier keiner.
Frackzwang herrscht hier keiner.Wolfgang Freitag

Krapfen, Schnitzel, Wein waren im Preis inbegriffen, der als Ballspende überreichte Kräuterlikör allenfalls des Genusses halber vonnöten, und selbst auf dichtest gedrängtem Parkett ein tänzerisches Fortkommen möglich – vielleicht weil hier niemand mehr sich selbst oder anderen etwas beweisen zu müssen glaubt.

Politikerreden (Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec, VP-Wien-Obmann Karl Mahrer) beschränkten sich auf das bei solchem Anlass Wesentlichste: dass jetzt nicht die Stunde der Politik, sondern die gemeinsamen Vergnügens ist. Und weil der Kleine Opernball schon des Nachmittags feierlich eröffnet wird, lässt sich sein Ende noch erleben – und schon wieder zu Hause vor dem Bildschirm sein, während anderwärts am Ring das große Fest der Prominenten und jener, die es werden wollen, erst beginnt. Zweimal Opernball an einem Tag – mehr Fasching geht nicht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.