Kommentar

Ein Kammernbeitrag für den Klimaschutz?

73 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden ein Prozent ihres Haushaltseinkommens zur Bekämpfung der globalen Erwärmung abtreten. Dabei tun sie das längst.

Eine illustre Studie ging vorige Woche durch die Medien, der zufolge 69 Prozent der Weltbevölkerung bereit wären, monatlich ein Prozent ihres Haushaltseinkommens für Klimaschutz auszugeben. Auch die Österreicherinnnen und Österreicher zählen dazu, hierzulande erklärten sich sogar 73 Prozent der Befragten dazu bereit.

„Ermutigend“ nennen das die Forschenden, der generelle Stellenwert von Klimaschutz werde unterschätzt. An der Studie gibt es freilich auch Kritik, zu wenig greifbar und konkret sei für die Befragten, welche Summe sie geben würden, und gerade bei einfach gestellten Fragen, werde die Bereitschaft einen Beitrag zu leisten, überschätzt.

Was die Zahlungsbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher angeht, ist das Ergebnis allerdings wenig überraschend, hier ist man daran gewohnt, für die Vertretung der eigenen Interessen ins Börsl zu greifen. Vor allem, weil man es sich oft nicht anders aussuchen kann: Vom ÖH-Beitrag während des Studiums, über spätere Pflichtmitgliedschaften in den Kammern bis hin zur neuen Haushaltsgabe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, überall darf man seinen Teil beitragen. Wieso also nicht auch für den Klimaschutz? Eine (Pflicht‘?)mitgliedschaft für die Umwelt, wahlweise beim Naturschutzbund oder bei Greenpeace - Wo, wenn nicht in Österreich? Die Höhe des abgefragten Betrags scheint angemessen, immerhin kassieren auch Gewerkschaften ein Prozent des Bruttobezugs als Mitgliedsbeitrag ein.

Was dabei vergessen wird - die Österreicherinnen und Österreicher geben längst schon sehr viel mehr von ihrem Gehalt für Klimaschutz. Der überwiegende Anteil von ihnen ist nämlich lohnsteuerpflichtig und führt mindestens 20 Prozent des Einkommens an den Fiskus ab, viele von ihnen noch deutlich mehr. Manche jammern zwar gelegentlich scherzend darüber, sie tun es aber unterm Strich sehr gerne. Sie wissen, was sie dafür bekommen.

Und genauso, wie sie sich dafür eine flächendeckende Gesundheitsversorgung, gute Schulen, funktionierende Infrastruktur und Verwaltung erwarten, ganz gleich welche Partei gerade im Kanzleramt sitzt, sollten sie dafür auch ausreichenden Klimaschutz bekommen. Sie wünschen es sich längst, auch das geht aus der Studie hervor: 85 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher fordern von der Regierung aktiveren Klimaschutz.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.