Morgenglosse

Tausche Valentinstag gegen mehr Gehalt

Frauen zeigen sich maßvoll bei den Valentinswünschen: Ein Blumenstrauß tut‘s – und 5800 Euro obendrauf. 
Frauen zeigen sich maßvoll bei den Valentinswünschen: Ein Blumenstrauß tut‘s – und 5800 Euro obendrauf. Imago / Imago
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Wenn dann jemals der Equal Pay Day mit Neujahr zusammenfällt, dann gibt‘s Blumen für die Herren.

Der Zufall hat Humor. So dürfen Frauen dieses Jahr zum Valentinstag zumindest herzlich lachen. Immerhin fällt der Tag heuer mit dem Equal Pay Day zusammen. Zur Erinnerung: Bis zu diesem Tag im Jahr arbeiten Frauen im übertragenen Sinn für lau, zieht man das Gehalt von Männern als Vergleichswert heran. Betrachtet man Vollzeitbeschäftigte, verdienen Frauen im Durchschnitt 12,4 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Wien verzeichnet dabei die kleinste Einkommensschere, Vorarlberg die größte. Auch nach Beschäftigungsgruppen lässt sich das aufschlüsseln: Weibliche Angestellte verdienen 29,5 Prozent, Arbeiterinnen 26 Prozent und weibliche Vertragsbedienstete 5,1 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Interessanter Ausreißer: Beamtinnen verdienen 5,8 Prozent mehr als Beamten. Die Daten für die Berechnung stammen aus dem Einkommensbericht der Statistik Austria von 2022.

Alles Bemühen um Gleichberechtigung hin oder her, gelebt wird der Valentinstag zumeist immer noch als Geschenk an die Frau. Traditionell darf er oft dafür herhalten, im Jahr Versäumtes oder alltägliche Unaufmerksamkeiten mit einem Strauß Blumen, einem zuckersüßen Bonbonniere oder einem Abendessen bei Kerzenschein auszubessern. Nach dem Motto: „Sorry, Schatz, ich wasch‘ zwar selten die Wäsche und seh‘ das Kind nur abends, aber dafür streu‘ ich dir heut Rosen!“. In Österreich gibt man im Schnitt 71 Euro für Valentinsgeschenke aus, der Handelsverband rechnet mit Mehreinnahmen von 150 Millionen Euro. Bezeichnenderweise sind auch hier die Vorarlberger Schlusslichter und geben nur 55 Euro aus pro Kopf.

Von den 5800 Euro, die Frauen laut Frauennetzwerk „Business and Professional Women Austria“ (BPW) jährlich weniger verdienen, kann man sich rund 116 wirklich hübsche Blumenbouquets, über 160 köstliche Schachteln Pralinen, 30 mal Essengehen oder auch drei schöne Fahrten in den Urlaub leisten (oder natürlich auch Miete, Lebensmittel, Energiekosten, Autoreparaturen...). Wollte man also im Jahr Versäumtes ausgleichen, kämen die Floristen mit ihren Blumenbeständen wohl nicht aus. Haben manche Firmen immer noch die überholte Geste für den heutigen Tag im Sinn, den weiblichen Angestellten ein Blümchen oder eine Praline auf den Tisch zu legen, überlegen sie es sich besser zweimal. Die Ironie wär zwar köstlich, die Gefahr besteht trotzdem, dass die Schokolade im Mund bitter wird. Wenn dann jemals der Equal Pay Day mit Neujahr zusammenfällt, dann gibt‘s Blumen für die Herren.

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