Programm für 2024

Die Festspiele Reichenau suchen die „innere Stimme“

Das neue Programm weckt Reminiszenzen. So wird auf Publikumswunsch Schnitzler gespielt, und dazu Nestroy, Horváth und Bernhard.

„Nirgends liegen Freud und Leid so eng beisammen wie im Theater – wir trauern um Peter Loidolt und stellen gleichzeitig mit Freude unsere Pläne für den Sommer vor“: So leitete Maria Happel, die künstlerische Leiterin der Festspiele Reichenau, die heurige Programmpräsentation ein. Erst vorige Woche ist der Gründer der Festspiele, die seit Jahrzehnten die emotionale Nähe zahlreicher Fin-de-Siècle-Künstler zu der Gegend an der Rax zum Anlass für hochqualitatives, auf Schauspieler konzentriertes Theater nahmen, gestorben.

Seit 2022 baut Maria Happel auf dem auf, was Peter und Renate Loidolt in Reichenau etabliert haben. Für den heurigen Sommer plant sie vier Premieren sowie ein Zusatzprogramm. Von 4. Juli bis 4. August werden 110 Vorstellungen gespielt, für die rund 32.500 Karten aufgelegt wurden. Der Verkauf für den Freundeverein läuft bereits, der allgemeine Verkauf startet am 28. Februar. In allen Stücken des heurigen Festspiel-Jahres gehe es, so Happel, „um Zwischen- und Zauberwelten, um die Suche nach der inneren Stimme, nach den Wurzeln des Menschseins.“

Aufgrund des vielfachen Publikumswunschs, ein Werk von Arthur Schnitzler zu bringen, schließt man an die frühen Jahre der Festspiele an und lässt Michael Gampe „Anatol“ inszenieren. Für die Titelrolle hat man mit Anton Widauer eine junge Besetzung gewählt, Claudius von Stolzmann steht Schnitzlers selbstverliebter Paradefigur als Freund Max zur Seite. Regisseur Gampe: „Je dramatischer eine Situation ist, desto narzisstischer werden die Menschen.“

Robert Meyer mit „Lumpazi“

Auch dass Robert Meyer „Lumpazivagabundus“ inszeniert, erinnert an frühe Festspielzeiten. Für die Titelrolle kommt Sebastian Wendelin erstmals nach Reichenau, Meyer selbst spielt den Knieriem. Als dritte Premiere ist Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ geplant, Hermann Beil führt Regie, Julia Stemberger, Martin Schwab, Stefan Jürgens und Therese Affolter sind besetzt. Wie mit Bernhards Anweisung bezüglich der kompletten Dunkelheit umgegangen wird, sei eine Überraschung, so Beil: „Der Notlicht-Skandal der Uraufführung, den ich damals nicht als solchen empfunden habe, ist sowieso nicht wiederholbar.“

Zudem inszeniert Maria Happel selbst Ödön von Horváths „Der jüngste Tag“: „Jedes Mal, wenn ich nach Reichenau fahre, lässt mich das Viadukt an dieses Stück denken, das ich schon lange machen wollte“, so Happel. Und verspricht „eine Reise zum inneren Ich rund um Fragen von Schuld, Unschuld, Wahrheit und Lüge.“ Es spielen Daniel Jesch, Johanna Mahaffy, Mercedes Echerer, Wolfgang Hübsch und andere. Außerdem wird die Intendantin gemeinsam mit Sona MacDonald eine fiktive Begegnung zwischen Maria Callas und Isadora Duncan aus der Feder von Angelika Hager szenisch lesen. Für Kinder schließlich gibt es eine Zauberflöten-Fassung für zwei Darsteller und das Wiener Bassetthorntrio.

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