Buch der Woche

Sagt ruhig Redneck zu ihnen: „Demon Copperhead“

Mit „Demon Copperhead“ hat die 1955 geborene Barbara Kingsolver voriges Jahr den Pulitzer-Preis erhalten.
Mit „Demon Copperhead“ hat die 1955 geborene Barbara Kingsolver voriges Jahr den Pulitzer-Preis erhalten. Foto: Evan Kafka
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Charles Dickens stand Pate: In „Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver wächst ein Waisenknabe im hintersten Eck von Virginia heran. Er kämpft sich frei. Und seine Landsleute?

Und wieder liegt einer im Sterben. Der Tod ist allgegenwärtig in Barbara Kingsolvers neuem Roman: 50-jährige Arbeiter, die mit Asbest hantierten und sich nichts dabei dachten, als ihre Kleidung jeden Abend mit feinen Härchen übersät war; junge Wilde, die einmal zu oft aufs Gas gestiegen sind; Mütter und Töchter im Teenage-Alter, die glaubten, ein paar Tabletten könnten sie wegbeamen aus dem Trailer-Alltag, und dabei zu viel erwischten. Oder war es Absicht?

Jetzt geht es mit Mr Peggot zu Ende. Seine Kinder und Enkel, Nichten und Großneffen, seine Freunde und näheren Bekannten werden zu ihm gerufen. Und alle kommen sie, von nah und fern, die Straße vor dem Häuschen ist zugeparkt. Männer stehen im Garten, scharren „mit ihren Arbeitsstiefeln auf dem Boden herum“ und blasen Rauch in die Bäume. Tanten haben Essen mitgebracht und ziehen Frischhaltefolien von den Schüsseln. Demon, unser junger Held, erinnert sich an früher, als seine Mutter noch lebte, er die Nachmittage bei den Peggots verbrachte, die auch nichts hatten, aber immer noch einen Schöpfer Eintopf übrig für ein hungriges Mäulchen. „Der alte Mann ging friedlich dahin, während unter ihm, dem Bett, dem Beatmungsapparat und dem Fußboden die Totenwache bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt wurde, mit abgedeckten Schüsseln und Zigarettenrauch im Garten.“

Geboren mit einer Glückshaube

Es gibt zwei – tief gebrochene – Helden in Kingsolvers Roman, den sie an Charles Dickens’ „David Copperfield“ entlanggeschrieben hat. Das wäre Damon, von früher Kindheit an Demon genannt, der mit einer „Glückshaube“, also in der Fruchtblase, geboren wurde, während seine Mutter mit Drogen vollgepumpt auf dem Badezimmerboden lag. Bald wird er eine Waise sein. Und da wären die Menschen der abgeschiedenen Gegenden von Virginia, die man als „Hillbillys“ verspottet und als „White Trash“ verachtet. Wenn in einer Serie oder TV-Show jemand ihren Dialekt spricht, können sie sicher sein: Das ist der designierte Trottel. Und Rednecks? Sind das nicht die typischen Trump-Wähler? Dabei geht der Begriff, lernen wir, auf die roten Halstücher zurück, die jene Männer trugen, die aufseiten der streikenden Arbeiter und gegen die Minenbesitzer kämpften. Vergeblich, übrigens. „Rednecks sind hart drauf“, erklärt Demon. Später wird er einen Comic zeichnen über einen Bergarbeiter mit rotem Tuch und Superkräften.

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