Unterwegs

Wasser sparen? Nicht im Tourismus

Im Süden Europas herrscht akute Wassernot, aber kein Mangel an Investoren, die Golfplätze errichten. Versuch eines Spaziergangs.

Auch Portugals Bauern sind wütend. Die anhaltende Dürre hat zu Ernteausfällen geführt, Wasser ist kontingentiert, es ist streng hauszuhalten und abzuwägen, wofür es verwendet wird (und wofür nicht). Was die Landwirte besonders aufrührt: Im Tourismus fallen die Sparmaßnahmen milde aus.

Daran muss ich denken, als ich einen Spaziergang auf einem Golfplatz nahe Lissabons Küste unternehme. Oder es versuche: Auf einem Golfplatz kann man an sich nicht spazieren. Die Wege traut man sich nicht zu verlassen, und die Landschaft wirkt, nun ja: künstlich, der Rasen wie Teppich. Die Anlage steht in einer Dünenlandschaft, das Resort ist neu. Alles hier ist riesig. Das Gebäude, die Lobby, die Gänge, auch die Zimmer, in denen man mit dem Radl fahren könnte. Die Öko-Botschaft beschränkt sich offenbar auf den obligaten Hinweis zur Handtuchwäsche.

Den Golfplatz säumen Grundstücke, wo ebenfalls eifrig gebaut wird. Manche dieser Villen sind schon fertig, sie sehen alle gleich aus, mit Swimmingpool und Golfplatzrasen hintendran. Dazwischen das einzige alte Haus mit wildem Paradiesgarten rundum: großes Orchester im kleinen Dschungel, das Zwitschern Hunderter Vögel dringt herüber. Bei den neuen Villen: absolute Stille. Wie on/off. Kein Leben. Ihre Bewohner – niemand ist zu sehen – stört das offenbar nicht. Vielleicht gehören sie ja jenen, die ein wenig mitgeholfen haben, dass ein solches Resort entstehen kann. Ein einsamer Golfer hackt verbissen einen Ball vom Tee. Hier wird nur wenigen Freude geboten, wenn’s denn eine ist. Und viel dafür genommen.

timo.voelker@diepresse.com

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