Morgenglosse

Masern – eine unendliche Geschichte?

Die Masern-Impfung hinterlässt eine sterile Immunität. Geimpfte können also nicht mehr angesteckt werden und somit auch keine anderen anstecken.
Die Masern-Impfung hinterlässt eine sterile Immunität. Geimpfte können also nicht mehr angesteckt werden und somit auch keine anderen anstecken.Imago/Ute Grabowsky
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Die Ausbreitung des Virus ist auf größere Impflücken zurückzuführen, die schon vor der Pandemie bestanden. Dass es sie immer noch gibt, ist ein Jammer.

Zu den vielen Versäumnissen während und verpassten Chancen aus der Pandemie gehört auch, dass sie nicht dazu genutzt wurde, um auf die unschätzbare Bedeutung von Impfungen hinzuweisen. Denn letztlich war es den rasch entwickelten Impfstoffen zu verdanken, dass Covid-19 nicht zu noch mehr schweren Verläufen und Todesfällen führte.

Der derzeitige Masernausbruch ist das perfekte Beispiel für diese Erkenntnis. Die Impfquote von 80 Prozent war schon vor der Pandemie vergleichsweise niedrig und ist es noch. Sie ist durch die Pandemie und die unglückliche Debatte rund um die allgemeine Impflicht sowie den gänzlich unwirksamen Lockdown für Ungeimpfte nicht relevant zurückgegangen, wie manche vermuten – aber eben auch nicht gestiegen. Das ist die eigentliche tragische Ironie.

Die Gunst der Stunde im Sinne einer durch die Pandemie sensibilisierte Bevölkerung zu nutzen und darauf hinzuweisen, dass die Impfung gegen die Masern (anders als jene gegen Covid-19) eine sterile Immunität hinterlässt, wurde seitens der Verantwortlichen verabsäumt. Sterile Immunität bedeutet, dass sich geimpfte Personen nicht anstecken und somit auch nicht andere infizieren können – und das ein Leben lang. Daher funktioniert bei dieser Erkrankung auch das Konzept der Herdenimmunität. Würden sich also 95 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, könnte sich das Virus nicht mehr ausbreiten und die Masern wären ausgerottet.

Das reicht, um gefährliche Epidemien mit Zehntausenden Infizierten zu verhindern, zu einzelnen Ausbrüchen wie jetzt gerade kann es aber immer wieder kommen. Das mag – außer für die Betroffenen mit schwerem Verlauf – kein großes Drama sein, ist aber schlichtweg unnötig. Dieser Umstand könnte mit zielgerichteten Kampagnen nach dem Vorbild der FSME-Impfung auch jenem Teil der Bevölkerung vermittelt werden, der sich aus Bequemlichkeit, Selbstzufriedenheit und Unwissenheit nicht impfen lässt. Ein Potenzial, das noch lang nicht ausgeschöpft ist. Den Rest erledigt ohnehin die Herdenimmunität.

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