Mit dem Krieg hat der russische Gasriese Europa als seinen besten Kunden verloren. Die Exporte nach China werden das noch lange nicht aufwiegen. Statt Milliardengewinnen drohen nun Rekordverluste.
Wien. Am 12. Februar gelang den französischen Behörden ein besonderer Coup. Sie beschlagnahmten die 120 Millionen Euro teure Luxusvilla „Maria Irina“, eines der prunkvollsten Anwesen an der französischen Riviera, das – über einige Umwege – im Besitz der russischen Gazprom stehen soll. Es ist die bis dato größte Beschlagnahmung im Land, seit Russland 2022 in die Ukraine einmarschiert ist. Und dennoch ist es bei weitem nicht das größte Problem, mit dem sich der staatliche Energiekonzern Gazprom konfrontiert sieht.
Jahrelang konnte Gazprom im Grunde nichts falsch machen. Das Geschäftsmodell war so simpel wie genial: Billiges Gas aus Sibirien strömte zu ansehnlichen Preisen durch jahrzehntealte Leitungen nach Europa. Das Geld aus dem Westen füllte einerseits die Kassen des russischen Staates (und nicht nur diese), und ermöglichte es Gazprom andererseits auch, die Russen im eigenen Land zu besonders niedrigen Preisen zu versorgen.
Acht statt 40 Prozent Gas aus Russland
Doch dann kam der 24. Februar 2022 und das Kartenhaus fiel über Nacht in sich zusammen.