Kabarett-Kritik

Kabarett: Blözinger schmuggeln Daten nach Mombasa

 „Das Ziel ist im Weg“ ist ein rundum gelungener Abend.
 „Das Ziel ist im Weg“ ist ein rundum gelungener Abend.Ernesto Gelles
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Das Kabarett-Duo Blözinger landet in der absurden Reise in einem Walbauch. Wie in einem Film präsentieren die Körperkomiker in „Das Ziel ist im Weg“ Szenen aus dem Leben, Andeutungen auf die Krisen unserer Zeit und den Wunsch nach einer besseren Welt.

„Früher ist man nicht auf Urlaub gefahren. Da ist man höchstens von Zuhause vertrieben worden.“ Dieser Satz fällt im neuen Programm „Das Ziel ist im Weg“ von Blözinger. Darin geht ein Urlaub der beiden Kabarettisten ziemlich schief. Das Duo ist bekannt für sein „Kopfkino-Kabarett“: In 90 Minuten bringt es Szenen auf die Bühne, die wie ein Film ablaufen und haufenweise skurrile Figuren beinhalten. Eine Kleinkunstform, die Josef Hader mit „Hader muss weg“ anno 2004 stark geprägt hat.

Seit 20 Jahren machen auch die Linzer Robert Blöchl und Roland Penzinger Kabarett. Am 20. Februar hatte ihr zehntes Programm im Stadtsaal Wien Premiere (Regie: Petra Dobetsberger). Diesmal lassen Blözinger das Leben mehr Einfluss auf das Bühnengeschehen nehmen. Das Kopfkino entführt die Zuschauer zwar zu abstrakten Situationen und auf eine absurde Reise, aber die Querverbindungen zur echten Welt sind stärker als in vorigen Programmen.

»Mein Leben ist wie eine Folge von Bibi&Tina: Alle können zaubern, außer mir«

Einerseits holt Robert Blöchl Pointen aus seinem Alltag als Häuselbauer („Die Baufirma hat einen besseren Handwerker aus mir gemacht.“ - „Wie denn?“ - „Hauptsächlich durch Abwesenheit.“) und Vater kleiner Kinder („Mein Leben ist wie eine Folge von Bibi&Tina: Alle können zaubern, außer mir“).

Andererseits spielen die Krisen unserer Zeit in der Geschichte eine Rolle, von Pushbacks im Mittelmeer bis zum Klimawandel („Im Gegensatz zu Politikern und CEOs haften die Klimakleber wenigstens für ihre Handlungen.“)

»Ich packe immer nur das Nötigste ein. Alles über zwei Unterhosen ist für mich Auswandern light«

Der Anfang liegt im Stockdunklen („Bist du deppert, ist es finster in so einem Walhintern!“). Und Szene für Szene wird die witzige Geschichte erhellt: Die zwei Freunde reisen nach Afrika – und das unabsichtlich als Datenschmuggler. Das Duo spielt gern mit dem Schmäh der Doppelconférence, bei dem Penzinger stets der Dumme ist („Ich packe immer nur das Nötigste ein. Alles über zwei Unterhosen ist für mich Auswandern light“).

Sogar echte Clownnummern integrieren die Kleinkünstler ins Stück, sind sie doch im „echten Leben“ beide als CliniClowns wohltätig aktiv. Der Klamauk kommt bei Blözinger sowieso stark über die Körperkomik. Die perfekt eingespielten Pantomimen bringen wieder tolle Bilder in die Köpfe des Publikums.

Unterstützt durch akustische Einspieler bauen sich Szenen mit aus Mikroplastik gedrehten Wäscheleinen ebenso greifbar auf wie ein Ritt auf zwei Kamelen, das einsame Rudern der Schiffbrüchigen und das Innere eines Bartenwal-Bauchs. Denn das ökologisch abbaubare Flugzeug zerlegt sich weit vor der Ankunft in Mombasa in seine Einzelteile. Da können auch die herzig patscherten Polizisten Harry und Stefan nichts dran ändern, die von Blözinger schon im Programm „Erich“ dargestellt wurden.

Am Ende geht es im Stück irgendwie darum, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen. Das gelingt zwar nicht. Aber trotzdem ist „Das Ziel ist im Weg“ ein rundum gelungener Abend.

Alle Termine auf

www.bloezinger.at/termine

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