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Buchtipps des Monats

APA / Frank Rumpenhorst
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Lesenswertes über Computerspiele und Politik, Punk-Style und Bierzeltmusik, Dinos und Wale sowie die Ambivalenz der Wiener Aufklärung.

Als Dinos die Erde besiedelt haben, und wie Wale leben

Sachinformationen als Comics verpackt. Das einfache wie eingängige Erfolgsrezept funktioniert auch bei den zwei Neuerscheinungen im Loewe-Verlag: Darin lädt MK Reed ein, auf den Spuren der Dinosaurier zu wandeln (illustriert von Joe Flood), und Casey Zakroff lüftet die Geheimnisse der Wale (illustriert von Pat Lewis). Bewusstsein für den Artenschutz schaffen beide, zumal sie ausgestorbene bzw. vom Aussterben bedrohte Tiere behandeln. Dazu mengt sich bei den Dinosauriern allerlei Historisches, für die Zielgruppe der über Neunjährigen passend aufbereitet. Auch die persönlich gehaltenen Einleitungen Forschender sowie die Glossare am Ende sprechen an. Der Wissensvermittlung tun originelle Formate jedenfalls gut, vor allem, wenn man Jüngere erreichen möchte. (gral)

MK Reed: <strong>„Auf den Spuren der Dinosaurier“</strong>, Casey Zakroff: <strong>„Die </strong> <strong>Geheimnisse der Wale“</strong>, jeweils Loewe-Verlag, 128 Seiten, 15,50 Euro
MK Reed: „Auf den Spuren der Dinosaurier“, Casey Zakroff: „Die Geheimnisse der Wale“, jeweils Loewe-Verlag, 128 Seiten, 15,50 Euro

Politik und Spiele

Spiele sind politisch. Aber was bedeutet das? Dem nähert sich der Sammelband in einer beeindruckenden inhaltlichen Breite an. Mit dabei ist auch eine Reihe von Texten österreichischer Spieleforscher. Der Innsbrucker Germanist und Mitherausgeber Tobias Unterhuber etwa setzt sich mit digitalen „Killerspielen“ und dem Diskurs um die (Selbst-)Zweckhaftigkeit des Spiels aus pädagogischer Sicht auseinander (dessen Anfang ist schon beim Übergang zur Moderne zu verorten!). Peter Färberböck (Uni Salzburg), Experte für historische Game Studies, wiederum gibt Einblicke in die Geschichte um die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole in Videospielen. Und die Wiener Historiker Alexander Preisinger und Lorenz Prager untersuchen, wie Politskandale mithilfe von spielbasierten Interventionen kommentiert werden. (cog)

Arno Görgen, Tobias Unterhuber (Hg.): <strong>„Politiken des (digitalen) Spiels“</strong>,  Transcript-Verlag; 360 Seiten, 50 € (E-Book: Open Access)
Arno Görgen, Tobias Unterhuber (Hg.): „Politiken des (digitalen) Spiels“, Transcript-Verlag; 360 Seiten, 50 € (E-Book: Open Access)

Punk-Style und Bierzeltmusik

Flyer für queere Clubs, Bierbänke in Festzelten oder Totenköpfe auf T-Shirts – mit diesen alltäglichen Objekten sind bestimmte musikalische Assoziationen verknüpft. Vorliegender Sammelband (Mitherausgeber ist Ralf von Appen, Uni für Musik und darstellende Kunst Wien) untersucht, wie die Musikkultur durch Materialität geprägt wird. Der Kulturanthropologe Adrian Ruda nimmt sich etwa des rebellischen Impetus des Totenkopfes an. Er zeigt, dass der Punk-Style Motive adaptierte, die ursprünglich in militärischen Zusammenhängen standen (und nicht mit Piraten oder Religion zu tun hatten). Der Musikwissenschaftler André Doehring und der Soziologe Kai Ginkel widmen sich dem Festzelt und dem politischen Potenzial, das es im Kontext des österreichischen Rechtspopulismus entfaltet. (cog)

Ralf von Appen / Peter Klose (Hg.): <strong>„All the Things You Are“</strong>, Transcript-Verlag, 258 Seiten, 26 Euro
Ralf von Appen / Peter Klose (Hg.): „All the Things You Are“, Transcript-Verlag, 258 Seiten, 26 Euro

Zensur und Tauwetter

Im katholisch geprägten deutschsprachigen Süden hatte es die Aufklärung schwer. Sie wurde in Literaturgeschichten als wenig kreativer Rezeptionsprozess beschrieben. Tatsächlich ist das relativ heteronome Literatursystem der Habsburger Monarchie charakterisiert durch ein verzögertes Einsetzen der Aufklärung, die dann aber beschleunigt verlief (und bald wieder abgewürgt wurde). Gleichzeitig wies es mediengeschichtlich sehr moderne Phänomene auf. Der Wiener Germanist Norbert Christian Wolf hat diese Prozesse, die zu den Besonderheiten österreichischer Kultur führten, exemplarisch anhand von Debatten und Schriften untersucht. Er widmet sich Texten von Aloys Blumauer und Johann Pezzl und zeigt die Widersprüchlichkeit der Wiener Aufklärung am Beispiel der „Zauberflöte“ auf. (cog)

Norbert Christian Wolf: <strong>„Glanz und Elend der Aufklärung in Wien“</strong>, Böhlau-Verlag, 456 Seiten, 53 Euro
Norbert Christian Wolf: „Glanz und Elend der Aufklärung in Wien“, Böhlau-Verlag, 456 Seiten, 53 Euro

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