Interview

Ex-Ukraine-Sondergesandter Martin Sajdik: „Für manche Konflikte gibt es jahrzehntelang keine Lösung“

Diplomat Martin Sajdik: „Es gibt Konflikte, für die es jahrzehntelang keine Lösung gibt.“
Diplomat Martin Sajdik: „Es gibt Konflikte, für die es jahrzehntelang keine Lösung gibt.“Clemens Fabry
  • Drucken

Der österreichische Diplomat und frühere OSZE-Chefvermittler kritisiert die frühere Verharmlosung des Kriegs im Donbass. Im „Presse“-Interview beschreibt er, warum es keine einfachen Lösungen im russisch-ukrainischen Krieg gibt, warum um Sicherheitsgarantien gestritten wird und die lange Frontlinie eine Friedensmission vor Probleme stellen würde.

Sie haben ein halbes Jahrzehnt, von 2015 bis 2020, für eine Konfliktlösung im Donbass gearbeitet. Wie blicken Sie aus heutiger Sicht darauf zurück? War es verlorene Zeit?

Martin Sajdik: Nein, es war keine verlorene Zeit. Natürlich versucht man, seine eigene Tätigkeit immer zu beschönigen. In meiner Zeit gab es zum Glück immer weniger zivile Opfer. 2019 ist in diesem bewaffneten Konflikt kein Kind umgekommen. Wir haben es geschafft, dass die Zivilbevölkerung weniger leidet. Wir haben die Schandbrücke von Stanizja Luhanska renovieren lassen, damit die Pensionisten vom Separatistengebiet hinübergehen konnten, um auf der ukrainischen Seite ihre Pensionen zu erhalten. In diesen Punkten haben wir etwas erreicht. Aber natürlich habe ich auch gemischte Gefühle.

Welche sind das?

Die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen ist uns nicht gelungen. Wir konnten den Konflikt nicht lösen. Die Gründe dafür sind auf beiden Seiten zu suchen, wenn auch nicht zu gleichen Teilen.

Russland hat die Minsker Vereinbarungen stets als Vehikel betrachtet, sich den Zugriff auf die Ukraine zu sichern. Als das fruchtlos wurde, kam es zur Eskalation. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.