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25 Jahre Festival: Akkordeons im Aufwind

Endlich sesshaft: Franziska Hatz (l.) und Lisa Reimitz im neuen Festivalbüro.
Endlich sesshaft: Franziska Hatz (l.) und Lisa Reimitz im neuen Festivalbüro.Clemens Fabry
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Vor 25 Jahren meinte Otto Lechner noch, der Zug sei „ogfoan“. Nun übernehmen Franziska Hatz und Lisa Reimitz von Friedl Preisl ein blühendes Akkordeonfestival. Und Klezmore und den Musikalischen Adventkalender gleich mit.

Es ist, zumindest für die Organisatoren, ein Meilenstein. „25 Jahre Akkordeonfestival“, sagt Franziska Hatz: „Und endlich gibt es ein Büro!“

Selbiges liegt nun in Hernals; die mit Kuhfell bezogene Liege stammt noch vom Vormieter. Eigentlich wollte man sie loswerden, aber jetzt liegt Franziska Hatz darauf und findet es ganz bequem, einfach einmal im Liegen von ihren Plänen zu erzählen.

Dass sie, selbst Akkordeonspielerin („Großmütterchen Hatz“), irgendwann von Festivalerfinder Friedl Preisl übernehmen würde, war naheliegend, war sie doch schon seit vielen Jahren seine rechte Hand. Dass ihr der Multi-Organisator alle drei seiner Festivals antragen würde – das sei dann doch eine Überraschung gewesen. „Nur mit jemand Zweitem“, lautete Hatz’ Prämisse.

So kommt es, dass sie nun mit Kulturmanagerin Lisa Reimitz das „Festivalbüro“ betreibt, so der Name der neuen Klammer, die das Akkordeonfestival mit dem Klezmore-Festival und dem Musikalischen Adventkalender verbindet. Bei Letzterem haben sich Hatz und Reimitz übrigens einst kennengelernt. Reimitz stand dabei mit dem Beschwerdechor auf der Bühne, Hatz spielte dazu Akkordeon.

Reimitz hat an der TU Stadtplanung studiert (Schwerpunkt: Urbanismus), hat aber auch einen Master in Eventmanagement und „schon immer im Kulturbereich gearbeitet“. Sie hat bei Oliver Hangls Baulückenkonzerten mitgearbeitet, war Produktionsleiterin der Wellenklänge, in der Pandemie organisierte sie mit „Homestage“ ein Online-Festival für heimische Künstler.

Anspruch der beiden ist maximale Transparenz. So haben sie zwar die Aufgaben untereinander aufgeteilt, teilen sich aber eine E-Mail-Adresse. „Wenn eine ausfällt, weiß die andere Bescheid.“ Noch sei das System etwas ungewohnt. Die, die immer zu unterschreiben vergisst, sagt Hatz, „das bin ich“. Eine Form der Zusammenarbeit, die beiden Flexibilität ermöglicht, für Hatz als Musikerin, die u. a. auch noch am Burgtheater arbeitet, für Reimitz als junge Mutter.

Drei Jahre Zeit gegeben

Zwei Jahre lang haben sich die beiden auf die Übernahme vorbereitet – und gespart, weil sie wussten, was auf sie zukommt. „Dass wir davon leben können – davon sind wir noch weit entfernt. Aber wir finden die Plattform so erhaltenswert. Wir haben gesagt, wir geben uns drei Jahre. Und wir sind auf einem guten Weg.“

Ein Ansatz war, das Programm zu straffen. Das Akkordeonfestival ist nun eine Woche kürzer, das Klezmore-Festival auch, „nur beim Musikalischen Adventkalender“, scherzen die beiden, „geht das leider nicht“. Jedenfalls überlegt Reimitz, im Advent auch andere Formate als Abendkonzerte anzubieten. Und sie will das Repertoire verbreitern. „Bislang ist es ein Wienerlied- und Singer-Songwriter-Festival, das sehr klassisch bespielt wird.“ Weil das Festival durch alle 23 Bezirke zieht, will sie Wiens Vielfalt auch stilistisch abbilden.

Dass man viel in Wien herumkommt, das mache jedenfalls alle drei Festivals aus. Auch wenn es den Organisatorinnen das Leben nicht unbedingt leichter macht. Allein das Akkordeonfestival findet an unterschiedlichsten Spielstätten statt, jeweils mit unterschiedlichen Ticketing- und Sitzplatzsystemen. „Aber wir haben ein Stammpublikum, die finden das cool, die kommen genauso in die Hofburgkapelle wie ins Schutzhaus auf der Schmelz.“ Sie selbst, sagt Südsteirerin Hatz, habe einst auf diese Art Wien kennengelernt.

Beim Akkordeonfestival selbst gehen die beiden freilich „ein bissl ein Wagnis ein“: Zwei Drittel der Künstlerinnen und Künstler haben in den aktuellen Formationen so noch nie hier gespielt. Aber das Festival sei eben auch eines, bei dem man Junges und Neues mit Etabliertem zusammenbringt, „und ich bin dankbar, dass unser Publikum da mitzieht“. Highlights gebe es jedenfalls viele (etwa Paul Schuberth mit Urban Shoe), für das ausverkaufte Konzert mit den „drei großen Herren“ Klaus Paier, Krzysztof Dobrek und Otto Lechner gibt es nun sogar einen Zusatztermin.

„Oida, bist deppat, der Zug is ogfoan“, war dabei Lechners Kommentar gewesen, als Friedl Preisl ihm 1999 seine Idee zum Festival präsentierte. Nun übernehmen Hatz und Reimitz in Zeiten, in denen das Akkordeon boomt. Sie sei schon gefragt worden, ob sie „nur noch Frauen“ engagiere, sagt Hatz, weil das Geschlechterverhältnis inzwischen annähernd halbe-halbe beträgt. „Dabei gibt es einfach wahnsinnig viele junge Spielerinnen. Das Akkordeon hat einen irrsinnigen Aufwind erfahren.“ In ein paar Jahren steht dann auch noch ein Jubiläum an: Vor bald 200 Jahren, im Mai 1829, wurde das „Accordion“ von Cyrill Demian in Wien patentiert.

Endlich sesshaft: Franziska Hatz (l.) und Lisa Reimitz im neuen Festivalbüro.
Endlich sesshaft: Franziska Hatz (l.) und Lisa Reimitz im neuen Festivalbüro. Clemens Fabry

Auf einen Blick

Das 25. Internationales Akkordeonfestival dauert von 24. Februar bis 17. März. Neben Konzerten an verschiedensten Orten gibt es Workshops, darunter einen (ausverkauften) Tanzworkshop. Nikola Zarić hat zum Jubiläum für einen Abend im Kulturcafé Frau Mayer eine Carte blanche. Neu ist eine günstigere Preis­kategorie für junges Publikum.

Programm: akkordeonfestival.at

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