Randerscheinung

Radmode hat einen Vorteil

Florian Asamer
Florian Asamer Carolina Frank
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Am Wochenende habe ich also endlich das Rennrad herausgeholt.

Die Reifen aufgepumpt, die Kette geschmiert und es – wirklich – abgestaubt. Ja, man glaubt gar nicht, wie viel Lurch sich nicht nur in Ecken und unter Betten sammelt. In der hintersten Ecke der untersten Schublade hat sich das Radgewand inzwischen verkrochen. Der Vorteil (über die Nachteile muss ich wohl nichts sagen) von Radmode: Man sieht sofort, wie weit man von seiner Bestform entfernt ist. Vielleicht lassen Sie es mich so sagen: Bei mir ist es derzeit an den falschen Stellen zu eng. Beim Fahren dann denke ich, „Oje, irgendwas stimmt nicht, muss ich doch noch in die Werkstatt damit.“ Bis ich den wahren Grund für das langsame Bike entdecke. Es sind meine Beine. Das Gemeine bei der ganzen Bewegungssache ist ja: Es wird zuerst schlechter, bevor es ­wieder besser wird.

Und es macht erst richtig Spaß, wenn es gut ist. Wobei zwei Stunden an der frischen Luft sind dann schon richtig fein, auch wenn mein Schnaufen an der langen Steigung das Vogelgezwitscher übertönt. Zur mühsamen Debatte (was immer die sein soll) über Elektroautos eine kleine Anmerkung aus der Radperspektive: Wer bergauf mit offenen Lungenbläschen und 160 Puls gegen das Absteigen kämpft, dem muss der lokal­emissionäre Unterschied zwischen einem überholenden Verbrenner und einem E-Auto nicht mehr erklärt werden. Er hat ihn quasi inhaliert. Am Rückweg nach Hause, es geht bergab, bin ich dann ein wenig übermütig und überlege mir die nächste – deutlich längere – Tour, über die ich während der Steigung komischerweise noch nicht nachgedacht habe. Zu Hause wurschtle ich mich aus den engen Sachen und lass den „Skischuheffekt“ wirken. Es ist nie besser, als wenn man wieder angefangen hat.

(Die Presse Schaufenster, 23.2.2024)

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