Nicht das übelste Verkehrsmittel: Flug mit dem Gyrocopter über die künstlichen Inseln Dubais.
„Ich bin heute dein Pilot im Gyrocopter“, sagt Jay, als würde ich täglich fliegen. Tausende Flugstunden hat der Filipino mit dem Open-Air-Zweisitzer absolviert, weltbekannt aus James Bond („Man lebt nur zweimal“). Die Technik beherrscht Jay wie seine Westentasche. Der Motor, erklärt er triumphierend, sei sogar aus Österreich – ein Rotax. Wäre ich patriotischer, würde ich mich gleich sicherer fühlen. Na ja, ich fühl’ mich eh entspannt. Fliegen, hieß es, dürfen nur geübte Schwimmer. Das sei ich, gab ich bekannt.
Kurz gehen wir die Regeln durch: Jay am Vordersitz, hinten ich, der Gast. Bitte nicht auf den Steuerungsdraht steigen. (Um Himmels Willen, der sieht aus wie ein Wollfaden!) Bitte den Gurt während des Flugs nicht öffnen. (Auf die Idee muss einer erst kommen.) Die Arme ausbreiten darf ich, ja das soll ich. (Aber möcht’ ich das?) Mein Mobiltelefon – eh abgegeben? (Leider, aber verstehe, es soll keine Passanten erschlagen.)
Jay persönlich wird Fotos und einen Kurzfilm anfertigen. Dafür hält er einen Handystick in der rechten Hand. Mit links bedient er den Steuerknüppel. Der gelbe Gyrocopter mit zwei Propellern benötigt (im Unterschied zum Helikopter) eine Start- und Landebahn. Er nimmt quasi Anlauf. Und – wackelnd schrauben wir uns nach oben, liegen schief, brausen in Wolkenrichtung über die Marina.
Es wummert, es zittert, während der Gyro in den Himmel über der Palm Jumeirah steigt, der palmenförmigen Kunstinsel. Der Tragschrauber oder Drehflügler mit dem Aussehen einer Technofantasie aus dem späten 19. Jahrhundert erreicht Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h. Stimmt, man spürt sie gut mit ausgebreiteten Armen. In den Kurven legt sich das Gerät schief, ein grandioses Gefühl auf 500 Metern Höhe über Dubai, diesem Kinderspielplatz aus Würfeln und Penoiden – am Festland steigt der Burj Khalifa wie ein Legomodell aus dem Dunst. Jay kündigte an, wir könnten über Kopfhörer kommunizieren. Ich höre ihn gut, allein er kriegt von meinen Antworten nichts mit. Keine österreichische Technik, sage ich. Jay schweigt. Egal – die Propeller funktionieren reibungslos.
Weiterlesen
Mehr Kolumnen auf DiePresse.com/amanshauser