Russland

Nawalnys Team ruft zur Teilnahme an Beisetzung in Moskau auf

Die Trauerfeier in Moskau sei für Freitag, 14.00 Uhr Ortszeit geplant, die Beerdigung auf dem Borissow-Friedhof dann zwei Stunden später.
Die Trauerfeier in Moskau sei für Freitag, 14.00 Uhr Ortszeit geplant, die Beerdigung auf dem Borissow-Friedhof dann zwei Stunden später.Imago / Snapshot-photography/k.m.krause
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Das Team rund um den in Haft gestorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny hat dazu aufgerufen, am Freitag trotz Polizeipräsenz zur Trauerfeier und zur Beerdigung in Moskau zu kommen.

Das Team des in Haft gestorbenen russischen Kreml-Gegners Alexej Nawalny hat die Menschen aufgerufen, am Freitag trotz erwarteter Polizeipräsenz zur Trauerfeier und zur Beerdigung des Oppositionellen in Moskau zu kommen. Die Trauerfeier in der Kirche sei für 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) geplant, die Beerdigung auf dem Borissow-Friedhof dann zwei Stunden später angesetzt, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Donnerstag mit.

Für die Beerdigung Nawalnys steht indes laut seinem Umfeld kein Leichenwagen zur Verfügung. Unbekannte hätten Bestattungsfirmen bedroht, damit sie keinen Wagen vermieteten, erklärte Jarmysch am Donnerstag über die Plattform X (früher Twitter). Für die Beerdigung am Freitag in Moskau sei daher bisher kein Wagen vorhanden. Aus Nawalnys Team hieß es aber, dass man eine Lösung finden werde.

Es sollten alle Menschen kommen, denen Nawalnys politische Arbeit etwas bedeutet habe, so Jarmysch. Der Fußweg von der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone „Lindere mein Leid“ bis zum Friedhof beträgt demnach 28 Minuten. Österreich wird von Botschafter Werner Almhofer vertreten, wie das Außenministerium am Donnerstag der APA mitteilte. Die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic, die zur Trauerfeier nach Moskau reisen wollte, erhielt kein Visum.

Weltweites Eintreffen an Gedenkorten

Jarmysch forderte die Unterstützer Nawalnys zudem weltweit auf, um 19.00 Uhr jeweiliger Ortszeit an Gedenkorte zu kommen, um des verstorbenen Oppositionellen zu gedenken. Für Österreich war die Adresse der russischen Botschaft in der Reisnerstraße in Wien-Landstraße als Gedenkort angegeben. Weiters veranstaltet Amnesty Österreich am Freitag um 16.00 Uhr auf dem Platz der Menschenrechte beim Museumsquartier in Wien eine Mahnwache in Gedenken an Nawalny.

Nawalnys Team will live im Internet berichten über die Trauerfeier im südöstlichen Bezirk Marjino sowie über die Beerdigung und empfahl Gästen, früh da zu sein. Es wird ein großes Sicherheitsaufgebot erwartet – und befürchtet, dass Uniformierte Nawalnys Anhängern den Zugang versperren könnten. Auch die Witwe Julia Nawalnaja verbreitete den Aufruf, zur Trauerfeier zu kommen. Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja hatte den Körper ihres Sohnes nach tagelanger Forderung an die Behörden, ihn ihr auszuhändigen, am Samstag erhalten. Eine von den Behörden zunächst geforderte heimliche Beerdigung lehnte sie ab.

Trauerfeier in Russland von Behörden behindert

In den vergangenen Tagen hatte Nawalnys Team nach einem Ort für die Trauerfeier gesucht und beklagt, dass sie dabei von den russischen Behörden behindert wurden. Nach russisch-orthodoxem Brauch ist es eigentlich üblich, Tote bereits nach drei Tagen zu beerdigen und ihren Leichnam vorher im offenen Sarg aufzubahren, damit Trauernde sich verabschieden können. Ein Saal für ein solches Abschiedsritual sei aber nicht zur Verfügung gestellt worden, schrieb der im Exil lebende Iwan Schdanow, Direktor des von Nawalny gegründeten Anti-Korruptions-Fonds, auf der Plattform X.

Nawalny war offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem Straflager nördlich des Polarkreises gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer „natürlichen“ Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, nicht die Rede sein kann. Julia Nawalnaja, das Team des Oppositionellen sowie Bürgerrechtler hatten Putin die Ermordung des Politikers vorgeworfen.

Wer um Nawalny öffentlich in Russland trauert, läuft Gefahr, festgenommen zu werden. Hunderte Menschen wurden zuletzt etwa bei der Niederlegung von Blumen für Nawalny festgenommen. (APA)

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