Glosse

Putins Regime macht nur noch sprachlos

In einigen Regionen darf man jetzt nicht einmal mehr Nawalnys Namen aussprechen. Denn Putin fürchtet auch den toten Kremlkritiker mehr als jeden anderen.

Nawalny: Dieses Wort ist in Teilen Russlands nun verboten. Gerichte in russischen Städten haben Alexej Nawalnys Namen laut einer NGO als „extremistische Symbolik“ eingestuft. Wer den Namen schrieb, musste mitunter schon in den Verwaltungsarrest. Die Anordnung kam wohl von ganz oben. Kreml-Chef Putin selbst hatte den Namen Nawalnys zu dessen Lebzeiten gemieden und allenfalls vom „Blogger“ gesprochen.

Die Urteile zeigen erstens, dass Putin selbst den toten Nawalny fürchtet wie sonst niemanden. Weshalb er den vor zwei Wochen im Straflager gestorbenen Regimekritiker auch bis ins Grab verfolgt, wie die Schikanen rund um Nawalnys Trauerfeier und Begräbnis gezeigt haben.

Die Vorfälle belegen zweitens, dass der Kreml das Maß an Unterdrückung stetig erhöht. Putin macht seine Bürger im Wortsinn sprachlos: Über den „Krieg“ darf man nicht reden, das Wort „Nawalny“ nicht aussprechen. Es gibt in der Geschichte allerdings genügend Beispiele von Autokraten, die meinten, die Dosis der Repression immer weiter steigern zu müssen, um ihre Herrschaft zu festigen. Nach außen entstand dadurch oft der Eindruck von Stabilität. Aber noch etwas zeigt die Geschichte: Dieser Schein kann trügen.

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