Gewaltschutz

Wien kündigt nach Femiziden mehr Mittel für Täter- und Präventionsarbeit an

Der Österreichische Frauenring veranstaltete  vergangenen Freitag einen „Schreitag gegen Femizide“.
Der Österreichische Frauenring veranstaltete vergangenen Freitag einen „Schreitag gegen Femizide“.APA / APA / Helmut Fohringer
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Die bisherigen 150.000 Euro pro Jahr werden verdoppelt. Das Geld soll vor allem für Anti-Gewalt-Trainings, Therapien und Beratungen verwendet werden. Auch eine Studie zu (versuchten) Femiziden ist geplant.

Wien will nach den jüngsten Gewalttaten gegen Frauen die Prävention bzw. Täterarbeit verstärken und zudem eine Studie zu Femiziden durchführen. Die Maßnahmen wurden am Dienstag bei einem außerordentlichen Treffen von Fachleuten bzw. Polizei mit Bürgermeister Michael Ludwig und Frauenstadträtin Kathrin Gaal (beide SPÖ) beschlossen. Das teilte das Büro der Frauenstadträtin mit. Ziel sei es, dass sich jede Frau und jedes Mädchen in Wien sicher fühlen solle, hieß es.

Das Gewaltschutz- und Sicherheitsnetz werde, so beteuerte man, konstant erweitert. Nun wurden erneut Schritte in die Wege geleitet: Die Mittel für die Täterarbeit und Präventionsarbeit mit Burschen und Männern der Männerberatung Wien werden etwa künftig verdoppelt - auf 300.000 statt bisher 150.000 Euro jährlich.

Anti-Gewalt-Trainings und Therapien

Hier werden unter anderem Anti-Gewalt-Trainings und Therapien angeboten, die dazu beitragen sollen, Gewalt gegenüber Frauen langfristig zu verhindern. Auch Beratung steht am Programm. So können sich Betroffene etwa bei Beziehungskonflikten, Trennungssituationen, Opfererfahrungen, Sucht oder Isolation an die Männerberatung wenden.

Weiters ist eine Studie unter Einbeziehung sowohl von vollendeten als auch von versuchten Femiziden geplant. Bestehende Arbeiten hätten die Frauenmorde der vergangenen Jahre in Österreich und auch in Wien untersucht. Eine Lücke in der wissenschaftlichen Aufarbeitung würden jedoch die Mordversuche darstellen, gab man zu bedenken. Dabei sei es möglich, zu erfahren, welche Möglichkeiten spätere Opfer ergriffen hätten, um sich zu schützen bzw. um Hilfe zu erlangen.

„Beim Gewaltschutz müssen alle zusammenarbeiten“

Verwiesen wurde auch auf bestehende Programme und Hilfsangebote wie etwa die fünf Wiener Frauenhäuser. Auch die Notwendigkeit, Gewaltprävention bereits in den Bildungseinrichtungen durchzuführen, wurde hervorgehoben. Sexistische Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit würden oft zu diskriminierendem Verhalten und im schlimmsten Fall zu Gewalt gegen Mädchen und Frauen führen. Es sei darum wichtig, bereits im Kindergarten bzw. der Schule anzusetzen.

„Ich möchte mich bei den Wiener Gewaltschutzvereinen, der Polizei und allen involvierten Stellen der Stadt Wien für ihre geballte Expertise bedanken. Gerade beim Gewaltschutz müssen alle zusammenarbeiten, damit sich Mädchen und Frauen in unserer Stadt sicher fühlen und ein selbstbestimmtes Leben führen können“, hob Bürgermeister Ludwig nach dem Treffen hervor. (APA)

Hilfe und Unterstützung für Frauen

Hier finden Sie eine gesammelte Übersicht der Telefonnummern, die Frauen in Gewaltsituationen helfen. Sie wurden vom Wirtschaftsministerium zusammengestellt. Der Polizeinotruf ist 133. Die Rettung erreichen Sie unter 144. Internationaler Notruf ist 112.

Bei akuten Gewaltsituationen (kostenlos und 24/7 erreichbar)

Frauenhelpline: 0800/222 555
Hier sind Expertinnen rund um die Uhr erreichbar und bieten Ersthilfe und Krisenberatung. Bei akuter Gefahr wird rasch für Hilfe gesorgt.

Opfernotruf: 0800/112 112
Hier gibt es für von Gewalt Betroffene anonyme Hilfe durch Psychologen und professionell ausgebildete Helfer. Zudem wird Rechtsberatung angeboten.

Anlaufstellen und Beratung bei den Gewaltschutzzentren Österreich

Tel: 0800 / 700 217

www.gewaltschutzzentrum.at

Frauen und Kinder, die Gewalt in der Familie erleiden, können hier kostenlos und vertraulich mit Beratern sprechen.

Frauenhäuser

www.frauen-familien-jugend.bka.gv.at/frauen/anlaufstellen-und-frauenberatung/frauenhaeuser (Übersicht des Frauenministeriums)
www.aoef.at (Autonome Österreichische Frauenhäuser)
www.frauenhaeuser-zoef.at (Zusammenschluss österreichischer Frauenhäuser)

Frauenhäuser bieten Frauen, die Gewalt in der Familie erleiden, und ihren Kindern eine sichere Wohnmöglichkeit. Insgesamt gibt es rund 30 Frauenhäuser in Österreich, die in zwei Verbänden vernetzt sind (siehe Links). Die Häuser stehen allen von Gewalt betroffenen Frauen offen. Einkommen, Nationalität oder Religion spielen keine Rolle.

Notruf Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen: 01/523 22 22

www.frauenberatung.at

Diese Wiener Beratungsstelle steht Mädchen und Frauen offen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Sie richtet sich auch an Familienangehörige, Kollegen, Lehrer oder Freunde Betroffener, die Rat brauchen. Auch rechtliche Schritte können besprochen werden.

Weißer Ring

www.weisser-ring.at

Die Verbrechensopferhilfe Weißer Ring bietet kostenfreie Rechtsberatung, schwerpunktmäßig bei Fragen zu Schadenersatz, Opferrechten und zum Verbrechensopfergesetz.

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