Die Ich-Pleite

Wie produktiv ist man im Home-Office?

Carolina Frank
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Vielleicht sollte man gezielt nach denen suchen, die im Home-Office zu Workaholics mutieren.

Früher wollten die Leute von einem Arbeitgeber nur einen Job. Heute wollen sie einen Job, einen Fahrradabstellplatz und bei vollem Lohnausgleich früher nach Hause gehen. Oder noch besser: gleich daheimbleiben. Nicht unbedingt im Bett. Aber im Pyjama. Man nennt es Home-Office. Angefangen hat das mit der Pandemie. Gefallen hat das den Arbeitgebern am Anfang nicht. Aber bald hat sich herausgestellt: Die Angestellten waren zu Hause nicht nur glücklicher, sondern auch produktiver. Warum, kann man sich als Arbeitgeber natürlich schwer vorstellen, wo im Büro doch alle in einer fröhlichen Familie zusammensitzen und gemeinsam kreativ sind. Doch die Zahlen haben hartnäckig etwas anderes behauptet. Und schon hat man arbeitgeberseits - immer voran die großen Tech-Firmen - auf „großzügig“ um gestellt. „Work from any where!“

Doch kaum hatten die Angestellten bekommen, was sie wollten: ihre Ruhe, war es anscheinend stiller um ihre Produktivität geworden. Die ersten Unternehmen holen ihre Mitarbeiter schon „from anywhere“ zurück an ihren Schreibtisch. Eine US-Dating-Agentur soll die Ankündigung, zwei Tage pro Woche wieder im Büro erscheinen zu müssen, 90 ihrer 180 Angestellten gekostet haben. Und auch bei uns sehe ich schwarz. Gerade erst hat eine PwC-Umfrage ergeben, dass nur fünf Prozent der Angestellten dauerhaft zurück ins Büro wollen. Und 35 Prozent wollen dauerhaft daheimbleiben. Ein Interessenskonflikt, bei dem die Arbeitgeberseite nicht unbedingt die besseren Karten hat. Andererseits mutiert ein gewisser Prozentsatz von Leuten im Home-Office zu Workaholics. Vielleicht sollte man gezielt nach denen suchen. Allerdings weiß jeder Unternehmer: Kein Gewinn ohne Risiko. In diesem Fall ist es das Burn-out-Risiko.

 (Die Presse Schaufenster, 1.3.2023)

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