Machtmissbrauch

„Es stimmt nicht“: Beratungsstelle widerspricht Pölslers Darstellung

Julian Pölsler 2012.
Julian Pölsler 2012.Georg Hochmuth
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Der Regisseur sagte nach den Vorwürfen wegen Machtmissbrauchs, er habe ein Gespräch mit Meike Lauggas als Leiterin einer Beratungsplattform „gesucht und geführt“. Die Stelle widerspricht dem.

Über die Inhalte der NDR-Doku „Gegen das Schweigen“ wird weiter diskutiert – und auch über die verwunderliche Reaktion der beiden Österreicher, die darin viel Raum einnahmen. Regisseur Paulus Manker hatte erst gar nicht und dann trotzig, patzig („Ich möchte mir aussuchen und ausbedingen, wen ich bei seiner Kritik ernst nehme und wen nicht“) am Ende sogar drohend reagiert („Ich werde mir in Zukunft genau überlegen, wen ich engagiere“). Der Regisseur Julian Pölsler hatte sich dagegen verbindlicher gegeben, Fehler eingeräumt. Und darauf hingewiesen, dass sich in der Filmbranche die Standards geändert hätten und er deshalb seine Arbeitsweise und Sensibilität „laufend ändern“ würden. Daher habe er auch ein Gespräch mit Meike Lauggas als Leiterin der „we do“-Beratungsplattform „gesucht und geführt“.

Nur: Dieses Gespräch gab es offenbar gar nicht. Die Plattform #we_do! widerspricht klar: „Es stimmt nicht, dass Julian Pölsler sich an #we_do! oder Meike Lauggas gewandt hätte“, hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme der Anlauf- und Beratungsstelle für Film- und Fernsehschaffende.

Ganz im Gegenteil hätten „besorgte Personen aus dem Umfeld der Produktion“ die Beratungsstelle im vergangenen Jahr hinzugezogen, „um Schutzkonzepte zu entwickeln“ – für jene, die an einem Dreh mit Pölsler mitwirkten. So sei die Crew von der Beratungsstelle mit Informationen versorgt worden und es habe eine Empfehlung für ein umfangreiches Risikomanagement-Paket gegeben. Ob dieses auch umgesetzt worden sei, wisse man nicht.

„Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist schon seit 1992 nicht erlaubt“

Auch kritisiert die Plattform Pölslers in seinem Statement formulierte Aussage, dass sich die Standards in der Filmbranche seit MeToo in den Vereinigten Staaten wesentlich geändert hätten und er diesen Veränderungen Rechnung trage. Dazu heißt es von #we_do!: „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist schon seit 1992 nicht erlaubt, Anbrüllen und Herabwürdigen widersprechen arbeitsrechtlich schon seit Jahren dem Gebot der gegenseitigen Achtung der Würde Anderer auf allen Ebenen am Arbeitsplatz“. (APA/red.)

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