TV-Notiz

Manker im „Kulturmontag“: Ein Faustschlag? „Kann mich nicht mehr erinnern“

Manker, mit den typischen verschränkten Händen, im Kulturmontag im ORF.
Manker, mit den typischen verschränkten Händen, im Kulturmontag im ORF. Screenshot
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Im „Kulturmontag“ prallten mit Paulus Manker und Meike Lauggas (Beratungsstelle „We Do“) die Macht-Systeme nicht aneinander. Sie schwiegen sich an.

Nur das Aufstampfen hat noch gefehlt zum trotzigen Kleinkindverhalten. Paulus Manker war Montagabend zu Gast im „Kulturmontag“ in ORF 2 und seine Körpersprache war schwer zu ertragen. Er war eingeladen worden, um zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, die in der seit Tagen die Branche beschäftigenden NDR-Dokumentation „Gegen das Schweigen“ über Machtmissbrauch in Film und Theater geäußert worden sind. Diese Einladung allein schon war kritisiert worden, was ORF-Moderator Peter Schneeberger auch kurz ansprach. Man habe sich aber dafür entschieden (nicht vielleicht wegen der Einschaltquote), sondern weil man: „offen diskutieren“ wollte.

Woran die zweite Eingeladene, die Leiterin der „We Do“-Beratungsstelle beim Film, Meike Lauggas, sichtbar nicht glaubte. Sie setzte, merkte man bei laufender Sendung, eine Art stillen Protest um. Dagegen, Manker, einem der Beschuldigten, hier wieder eine große Bühne zu geben. Denn: Genau derlei Auftritte von Beschuldigten, erklärte sie nebenbei, könnten Betroffene „retraumatisierten“. Derlei Auftritte, wie sie der ORF hier ermögliche, wären Teil des systematischen Problems, das zu Machtmissbrauch führen kann. Lauggas richtete kein einziges Mal das Wort an ihn.

Verschränkte Arme, beleidigte Miene

Die Missachtung war zumindest beidseitig. So prallten hier zwei Systeme aneinander, die beide ihre Macht hatten bzw. sie jetzt haben. Es blieb vor allem Schneeberger, gegen das stoische Gesicht von Lauggas und die verschränkten Arme und die beleidigte Miene Mankers anzureden, was er in fast schon erzwungen onkelhafter Manier angehen musste: Ja, warum sind Sie nur so gemein? Ja, warum reißen Sie sich denn nicht zusammen? Ja, wollen Sie wirklich behaupten, dass alles hier nur erlogen wurde?

Ja. Denn in der NDR-Doku kämen nur „die Kleingeister und Blockwarte zu Wort“, so Manker. Und er wolle sich „schon aussuchen können, wen ich ernst nehme und wen nicht.“ Ob er sich ändern werde? „Ich werde mir in Zukunft jedenfalls genau überlegen, wen ich engagiere, dass mir das Engagement nicht auf den Kopf fällt.“ Der Faustschlag aufs Ohr, von dem einer seiner Schauspieler in der NDR-Doku berichtet? „Das war 2006! Sie werden mir nicht böse sein, wenn ich mich daran nicht mehr erinnere.“

Popularität und Selbstmitleid

Es war eine teils schwer zu ertragende, peinliche Vorführung des angeprangerten „alten“ Systems in seiner wohl übelsten Ausformung, in seiner ungustiösen Mischung aus anhaltender Popularität und triefendem Selbstmitleid. Eigentlich eine Karikatur. Wer nimmt das noch ernst? Was der ganzen Diskussion wenig zuträglich ist.

Wer sich, fasziniert von dem Schauspiel, aber doch noch über längere Strecken auf den Inhalt von Mankers Antworten konzentrieren konnte, war bass erstaunt. Wenn zwischen all den vorhersehbaren Uneinsichtigkeiten und nicht überprüfbaren Behauptungen, auch tatsächlich Sätze fielen, über die man sogar nachdenken könnte. Etwa dass die Macherinnen der NDR-Doku zwar gut gearbeitet haben, wie Manker sagte. Aber keine der vielen Schauspielerinnen und Schauspieler zu Wort kommen, die seit vielen Jahren bis Jahrzehnten bei Mankers Produktionen arbeiten. Das sei tendenziös (er sagte tendenziell). Und: Dass er die Me-Too-Bewegung für ehrenhaft und wichtig halte. Um anzuschließen: Dass diese aber sein Verhalten nie geändert hätte, weil er ja schon immer am Wohlergehen seiner Schauspielerinnen und Schauspieler interessiert gewesen wäre.

Manker als Vorreiter der Achtsamkeits-Bewegung. Man hätte es nicht zu ahnen gewagt. Zurück blieb Ratlosigkeit und auch Ärger. Angesichts dieser „offenen“ Diskussion, die der ORF zwar angekündigt hatte. Von der er aber gewusst haben musste, dass sie mit diesen Beteiligten nicht zustande kommen würde.

>> Hier die Sendung zum Nachsehen

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