Salzkammergut 2024? Viktoria Urbanek, Reisebloggerin, Podcasterin, schrieb den Guide dazu.
Es heißt, die Kulturhauptstädte würden immer provinzieller. Früher wären immerhin die ewigen Zweiten ausgewählt worden, Graz, Porto, Göteborg. Nach 39 Jahren sei man bei Bad Ischl & Co. gelandet. Doch erstmals schlossen sich heuer 23 Landgemeinden zusammen, zu einer inneralpinen Kulturhauptregion - schon vom Ansatz her ist das Konzept „Salzkammergut 2024“ innovativ.
Die steirische Reisebloggerin und Podcasterin Viktoria Urbanek, sesshaft in Oberösterreich, legt das Buch „Glücksorte im Salzkammergut“ vor, einen ausgezeichneten inoffiziellen Guide der Kulturhauptstadt. Ja eh, der abschreckende und redundant-plumpe Untertitel „Fahr hin & werd glücklich“ - aber egal! Urbanek recherchierte hartnäckig, und ihre Sammlung öffnet einige altbekannte und viele neue salzkammergutliche Räume.
Am Wolfgangsee bereitet das Hotel Bergrose (Strobl) „See-Sushi“ aus Süßwasserfisch zu, und Lisa Hollweger pflanzte am anderen Ende des Sees 600 Rebstöcke. In Gosau brachte ein Sohn seinem Vater das Drechseln bei, und sie verkaufen als „Waldweber“ ihre Objekte - oje, alles knapp außerhalb der Kulturhauptstadtzone. Nun, Gmunden besticht durch die Kloabteilung des Kammerhofmuseums - mit kaiserlichen Stücken, Franz Joseph I. ließ bekanntlich auf der Jagd ein Mobilklo mitführen. Der spektakuläre Waldbachstub-Wasserfall plätschert nahe von Hallstatt und ist dennoch erstaunlich einsam. Bei der Tauchschule Atlantis (Qualidive) in Desselbrunn schnorchelt man wiederum in der Traun.
Klar müssen wir immer damit rechnen, dass Ausstellungen am Land sich „Hand.Werk.Haus“ (Bad Goisern) oder „Natur ErlebnisZentrum“ (Alpengarten, Bad Aussee) nennen, nur zu, in der Stadt gendern wir dafür rücksichtsloser! Versöhnlich stimmt die Zwetschken-Dauerausstellung in Steinbach im Naturpark Attersee-Traunsee mit 200 Sorten, u. a. Kriecherln, Ziparten und Punzen, also Ur-Rundpflaumen. Immer wieder schafft die Natur, die Autorin zu überraschen - und sie uns. Der Fuschlsee ist dermaßen blau, dass sich Urbanek fragt, ob da „nicht mit Farbmitteln nachgeholfen wurde“. Das ideale Kulturhauptstadtbuch!
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