Der Präsident wollte in der Rede zur Lage der Nation mit seiner Wirtschaftsbilanz und der Nato-Erweiterung punkten – und die Nation auf das Duell mit Trump einstimmen.
„Er oder ich“, „Stabilität oder Gefahr für die Demokratie“, kurzum „Ich oder das Chaos“: Das war der unterschwellige Tenor, mit dem Joe Biden 48 Stunden nach Wahlschluss am Super Tuesday in die alljährliche Rede zur Lage der Nation in der Nacht auf Freitag gehen wollte. Dafür musste er nicht eigens den Namen seines Rivalen erwähnen. Schließlich wollte der Präsident nicht den Wahlkämpfer hervorkehren, sondern den Staatsmann – und so den Kontrast zu Donald Trump herausstreichen, der ihn gerade als „schlechtesten Präsidenten der Geschichte“ taxiert hatte.
Knapp acht Monate vor dem Wahltermin, so früh wie selten, steht das Duell für die Präsidentschaftswahl in den USA fest. Der Präsident hatte sich zur Vorbereitung für seine Ansprache im Kongress, seinem bisher wichtigsten Auftritt heuer, in den Feriensitz Camp David zurückgezogen. Alles sollte sitzen: die Rhetorik, die Gags, die Argumentationslinien in seiner Bilanz, die ihm im November die Wiederwahl sicher soll.