Randerscheinung

Der Hund spinnt

Florian Asamer
Florian Asamer Carolina Frank
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Einen Hund zu schimpfen ist noch blöder, als ein Kind zu schimpfen. In beiden Fällen höre ich mir dabei zu und finde mich, nachdem der erste Zorn einmal weggeschimpft ist, ein bisserl lächerlich.

Der Hund spinnt. Nicht immer, aber gerade wieder. Wenn er spinnt, dann haut er beim Routine spaziergang in der Früh an ganz komischen Stellen ab. Er darf eh immer frei laufen, ist aber in Sichweite, aber da ist er dann plötzlich dahin. Ich pfeife mir eine Viertelstunde lang die Seele aus dem Leib, ärgere mich und mache mir Sorgen. Dann kommt er meistens aus der entgegengesetzten Richtung daher, tut so, als wüsste er nicht, wovon die Rede ist, wenn ich schimpfe. Einen Hund zu schimpfen ist noch blöder, als ein Kind zu schimpfen. In beiden Fällen höre ich mir dabei zu und finde mich, nachdem der erste Zorn einmal weggeschimpft ist, ein bisserl lächerlich.

Die geschimpften Buben erlösen mich dann aber irgendwann aus der Situation, indem sie zurückschimpfen, kopfschüttelnd weggehen oder lachen. Der Hund schaut mich aber nur ungerührt an, wartet, bis dieses Selbstgespräch wieder vorbei ist, geht dann langsam in sein Körbi und lässt mich mit dem Nachhall meines Gekeppels stehen. Wenn der Hund spinnt, dann will er dauernd raus, kaum ist er draußen, bellt und winselt er, weil er wieder reinwill. Er jagt seinen Schwanz und verfolgt mich in allen Zimmern. Er knurrt scheinbar grundlos, wenn man ihn fragt, was los ist, hört er damit auf, um kurz darauf wieder anzufangen. Der Spuk ist dann genauso plötzlich wieder vorbei, wie er gekommen ist. Beim Jüngsten gibt es diese Phasen auch (er knurrt allerdings mehr, als dass er winselt), aber der ist auch bald 14. Der Hund wird im Herbst sechs Jahre alt, im besten Hundealter also. Über mein Alter heißt es übrigens auch gern „in den besten Jahren“. Nun ich bin mir da nicht so sicher. Ich kann ja den Hund fragen, was er dazu meint, wenn er sich wieder eingekriegt hat.

(Die Presse Schaufenster, 8.3.2024)

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