Attacke

„Wollten Schnitzel aus mir machen“: Attacke auf Nawalny-Verbündeten in Litauen

Leonid Wolkow, hier auf einem Bild aus dem Jahr 2021 (ein Konterfeit von Alexej Nawalny im Hintergrund), wurde in Litauen attackiert.
Leonid Wolkow, hier auf einem Bild aus dem Jahr 2021 (ein Konterfeit von Alexej Nawalny im Hintergrund), wurde in Litauen attackiert.APA / AFP / Frederick Florin
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Leonid Wolkow hatte nur Stunden vor der Attacke gesagt, nach Nawalnys Tod fürchte auch er um seine Sicherheit: „Das große Risiko ist jetzt, dass wir alle getötet werden.“ Die litauische Polizei ermittelt.

Der russische Oppositionelle Leonid Wolkow - ein enger Vertrauter des in russischer Haft ums Leben gekommenen Regimekritikers Alexej Nawalny - ist im Exil in Litauen gewaltsam angegriffen worden. „Sie wollten buchstäblich ein Schnitzel aus mir machen“, sagte der 43-Jährige am frühen Mittwoch in der Früh in einem Online-Video über die Attacke vom Vorabend. Wolkow wurde bei dem Angriff vor seinem Haus in Vilnius unter anderem der Arm gebrochen.

Der langjährige Nawalny-Vertraute sprach in dem auf der Plattform Telegram veröffentlichten Video von einem „typischen“ Angriff der Schergen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Jemand habe ihm bei dem Angriff „etwa 15 Mal auf das Bein geschlagen“. „Das Bein ist irgendwie okay. Beim Gehen tut es weh. (...) Aber mein Arm ist gebrochen.“ Wolkow wurde vorübergehend in ein Krankenhaus eingeliefert, später aber wieder entlassen.

Blaues Auge, Blut am Bein

Nawalnys frühere Sprecherin Kira Jarmisch hatte zuvor erklärte, Wolkow sei zunächst in seinem Auto angegriffen worden. „Jemand hat ein Autofenster zerschlagen und Tränengas in seine Augen gesprüht“, schrieb sie im Kurzbotschaftendienst X. „Danach hat der Angreifer begonnen, Leonid mit einem Hammer anzugreifen.“

Wolkow Ehefrau verbreitete Fotos ihres verletzten Ehemannes. Auf ihnen war unter anderem zu sehen, dass der 43-Jährige ein blaues Auge und Blut am Bein hatte, das durch seine Jeans drang.

„Risiko, dass wir jetzt alle getötet werden“

Die litauische Polizei bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass ein russischer Staatsbürger am Dienstagabend gegen 22.00 Uhr Ortszeit nahe seines Hauses in Vilnius angegriffen wurde. Die Polizei leitete Ermittlungen ein. Die Täter konnten zunächst nicht identifiziert werden. Litauens Außenministers Gabrielius Landsbergis bezeichnete den Angriff auf X als „schockierend“. „Die Täter werden für ihr Verbrechen zur Rechenschaft gezogen.“

Wolkow hatte nur Stunden vor der Attacke der russischen Nachrichtenseite Medusa gesagt, nach Nawalnys Tod fürchte auch er um seine Sicherheit. „Das große Risiko ist jetzt, dass wir alle getötet werden. Warum ist ziemlich offensichtlich.“

Der Angriff auf Wolkow erfolgte knapp einen Monat nach Nawalnys Tod - und wenige Tage vor Beginn der Präsidentschaftswahl in Russland, bei der eine Wiederwahl Putins erwartet wird. Der Oppositionelle bekräftigte am Mittwoch, sich durch den Angriff nicht einschüchtern zu lassen: „Wir werden arbeiten und wir werden nicht aufgeben.“ Am Tag vor dem Angriff hatte der 43-Jährige auf Online-Plattformen geschrieben: „Putin hat Nawalny getötet. Und davor viele andere.“

Tat einen Monat nach Tod Nawalnys

Wolkow war einer der engsten Vertrauten und unter anderem auch früherer Stabschef von Nawalny. Außerdem stand er bis 2023 der von dem Kreml-Kritiker gegründeten Anti-Korruptions-Stiftung vor. 2019 ging Wolkow zusammen mit anderen Nawalny-Verbündeten ins Exil, nachdem die russischen Behörden Ermittlungen gegen die Stiftung eingeleitet hatten. Seit 2021 wird Wolkow wegen seiner Rolle bei Massenprotesten gegen den Kreml von den russischen Behörden gesucht.

Nawalny war nach Angaben der russischen Behörden am 16. Februar in einem russischen Straflager in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe absaß. Den russischen Angaben zufolge starb der 47-Jährige eines „natürlichen Todes“, die genauen Umstände sind allerdings weiter unklar. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Präsident Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich. (APA/AFP)

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