Meerestiere

Tag und Nacht dem Oktopus in freier Natur zuschauen

Kraken bekommen in zu warmem Wasser nicht genug Sauerstoff.
Kraken bekommen in zu warmem Wasser nicht genug Sauerstoff.Aurigadesign
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Ein heimisches Team baut neue Kamerasysteme mit Rotlicht und Infrarot, um die Intelligenz von Kraken in bis zu 125 Metern Tiefe zu erforschen. Sie sollen bisherige Studien mit Unterwasser-Robotern unterstützen.

Die Vorfahren der Oktopusse haben sich vor 540 Millionen Jahren von jenen der Menschen in der Evolution getrennt: So sind sie auf völlig anderen Wegen als wir zu hoher Intelligenz gelangt. Daher sind das Gehirn und Nervensystem der Kraken für die Technik interessant. „Ich beschäftige mich als Informatiker seit über 30 Jahren mit künstlicher Intelligenz und erforsche seit circa fünf Jahren an der TU Graz die kognitiven Fähigkeiten der Oktopusse“, sagt Wolfgang Slany. Neben ihm schläft Heidi im Aquarium, sein neues Haustier, mit dem er die Versuche zur Intelligenz der Kraken und ihrer Biologie in freier Wildbahn vorbereitet. Ein aktuelles Projekt ist, mehr Naturschutz im kroatischen Meer bei Krk zu verankern. Mit dem Team an der TU Graz, dem Verein MareMundi aus Salzburg, der FH Burgenland und dem Wiener Meeresbiologen Michael Kuba der Universität Neapel folgt das Projekt „GoDeep“ den Kraken bis ins tiefste Wasser beim Krusija-Kanal (125 m).

Rohr als künstlicher Rückzugsort

„Wir versenken künstliche Höhlen, die aus simplen Rohren vom Baumarkt bestehen. Solche Rückzugsorte sind entscheidend für Oktopusse, um sich vor Fressfeinden zurückzuziehen. Je mehr Höhlen es gibt, umso mehr Oktopusse überleben“, sagt Slany. Zur Erforschung von Intelligenz und Verhalten der Tiere wollen die Wissenschaftler mit Unterwasserkameras diese Höhlen rund um die Uhr beobachten.

Da gibt es allerdings Probleme: Nicht nur, dass ein Oktopus in kürzester Zeit so ein Gerät wie Spielzeug in seine Einzelteile zerlegt. Die Kamera muss auch hohen Druck im tiefen Wasser aushalten. „Und es kommt schnell zum Bewuchs durch Tiere und Pflanzen, Biofouling genannt“, sagt Slany, der weiß, dass nach einigen Wochen bei einer fix platzierten Kamera das Bild verschwindet, weil die Linse zugewachsen ist.

Für die TU Graz sind stets Studierende aus Deutschland und Österreich in Krk, um Aufnahmen von Booten aus mit ferngesteuerten Unterwasser-Robotern zu machen. Thomas Ederer von der FH Burgenland hat als Abschlussarbeit eine völlig neue Unterwasserkamera als Ziel.

Tests klappen im Neufelder See

Bisheriges Equipment (14 kg schwer) kostet bis zu 4000 Euro, das System aus Österreich soll unter 500 bis max. 1000 Euro bleiben. Zum Austesten der Entwicklung fährt Ederer regelmäßig an den Neufelder See im Burgenland: mit 24 m der tiefste See in der Region.

Octopus vulgaris heißen „Gewöhnliche Kraken“. Dieses Exemplar stammt aus dem Golf von Neapel und lebt in Graz.
Octopus vulgaris heißen „Gewöhnliche Kraken“. Dieses Exemplar stammt aus dem Golf von Neapel und lebt in Graz.Landesmueum Joaneum

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