Bilanz

Ein letztes fettes Jahr für den Verbund

Der Verbund erzeugte 2023 um 14 Prozent mehr Wasserkraft als im Jahr zuvor. 
Der Verbund erzeugte 2023 um 14 Prozent mehr Wasserkraft als im Jahr zuvor. Imago
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Der heimische Stromkonzern fährt das beste Ergebnis seiner Geschichte ein und warnt: Ab heuer wird alles anders.

Wien. Nasses Wetter, viel Regen und eine frühe Schneeschmelze: Was im Tourismus einem Horrorszenario gleicht, sind für den Wasserkraftkonzern Verbund die besten Bedingungen, um gute Geschäfte zu machen. 2023 lag die Wasserführung nach dem Trockenjahr 2022 wieder annähernd bei dem langjährigen Durchschnitt. Das Resultat sind 14 Prozent mehr Elektrizität aus den Laufwasserkraftwerken des Unternehmens. Und da der Verbund seinen Strom 2023 dank der Energiekrise auch noch zum exorbitant hohen Preis von 167 Euro je Megawattstunde verkaufen konnte, steht in der Bilanz unter dem Strich ein Rekordgewinn von 2,26 Milliarden Euro.  

Doch damit sind die fetten Jahre für den teilstaatlichen Betrieb vorerst vorbei. Der Gaspreis nähert sich wieder dem Vorkrisenniveau, der europäische CO2-Preis verfällt, und daher hat auch der Strompreis an der Börse in den letzten sechs Monaten fast die Hälfte seines Werts eingebüßt. So viel Regen kann es in Österreich gar nicht geben, dass der Verbund diese Einschnitte heuer über eine erhöhte Stromproduktion wettmachen könnte. So erwartet das Unternehmen für 2024 nur noch ein Konzernergebnis von 1,3 bis 1,75 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 2,6 bis 3,3 Milliarden Euro. Beides entspricht einem Rückgang von bis zu vierzig Prozent gegenüber 2023.

Gute Milliarde an den Staat

„Wir sehen einen sehr unruhigen und volatilen Markt“, sagte Konzernchef Michael Strugl bei der Präsentation der Zahlen. Auch die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen würden sich für den Konzern nicht unbedingt zum Besseren wenden. Sorgen bereitet das dem Manager vor allem mit Blick auf die notwendigen Investitionen in den Umbau des Energiesystems. 60 Milliarden Euro müssten allein in den kommenden sechs Jahren in den Ausbau von Netzen und erneuerbaren Erzeugungsanlagen gesteckt werden. „Deshalb ist es so wichtig, dass Unternehmen investitionsfähig bleiben“, so Strugl.

Das sei aber trotz der Rekordgewinne keine Selbstverständlichkeit. Denn wie die meisten Stromversorger wird auch der Verbund seit Ausbruch der Energiekrise vom Staat gleich mehrfach zur Kasse gebeten. 650 Millionen Euro fließen heuer an Dividenden an den 51-Prozent-Eigner Republik Österreich. Dazu kommen 450 Millionen Euro an Steuern und 90 Millionen an Gewinnabschöpfung, rechnet Finanzvorstand Peter Kollmann vor.

Wertvollster ATX-Titel

Und dann, „nachdem wir unsere Steuern bezahlt haben, nachdem wir die Gewinnabschöpfung bezahlt haben, nachdem wir die Dividende ausgeschüttet haben, wird jeder Euro reinvestiert“, ergänzt Strugl. 5,5 Milliarden Euro will das Unternehmen in den kommenden drei Jahren in bessere Stromnetze, Speicher und Erneuerbare im Land investieren.

Der massive Netzausbau werde auch die Kosten für die Kunden weiter in die Höhe schrauben, warnte der Verbund-Chef. Die Politik müsse sich außerdem überlegen, ob diese Kosten zur Gänze auf die Stromkunden umgewälzt werden sollen.

Klärungsbedarf sieht der Verbund auch noch beim geplanten Ausbau der Gasleitung nach Deutschland. Zwar hat der Bund erst kürzlich eine Finanzspritze von 70  Millionen Euro für den WAG-Loop zugesagt. Das allein ­sichere das Projekt aber noch nicht, warnte Peter Kollmann. Bauen könne man die Leitung erst, wenn sich der Betrieb auch rechne. Der bisherige Tarifvorschlag des Regulators genüge diesen Anforderungen nicht. Nach heutigem Stand würde die Verbund-Tochter GCA „in den ersten drei Jahren garantiert Verluste machen“.

An der Börse haben die Anleger am Donnerstag erfreut auf die ­Zahlen des Konzerns reagiert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie allerdings bereits 18 Prozent an Wert verloren. Dennoch bleibt der Verbund mit rund 23 Milliarden Euro Marktwert das mit Abstand wertvollste Unternehmen an der Wiener Börse.

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