Schlummerkliniken und traumhäuptige Menschen. In Ananda Sernés Roman „Nachtblüher“ wird die Schlaflosigkeit zum gesellschaftlichen Problem.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Müde und überarbeitet trotten Sie nach Hause. Da kommt ein netter junger Mensch, legt Ihnen den Arm um die Schulter und spricht beruhigende Worte. Kurz darauf finden Sie sich in einer auf dem Meer treibenden Schlummerklinik wieder. Genau das könnte passieren, wenn man in Ananda Sernés poetischem Debütroman „Nachtblüher“ lebte. Dort verdingen sich Studierende als Schlafwächter, denn die Schlaflosigkeit hat sich zu einem gröberen Problem der Menschheit ausgewachsen.
Auf dem Frachtschiff aufgewachsen
Manche sagen, es seien die überall umherschwirrenden Fleischfliegen daran schuld, andere meinen, der Mensch befinde sich auf einer neuen evolutionären Stufe. Mittendrin ist die Protagonistin Eliza, eine junge Niederländerin, die im norwegischen Stavanger an einem Schlafforschungsinstitut arbeitet. Sie kämpft noch immer mit dem lang zurückliegenden Tod ihres Vaters und hat gerade eine Trennung hinter sich. Im Nachgang tauchen nun die Fragen auf, ob sie sich zu sehr an den Ex-Partner angepasst hat, und ob eine Beziehung überhaupt ein Anker sein kann. Eine Metapher, die sowohl mit der Vergangenheit der Autorin als auch mit jener der Protagonistin zu tun hat – beide sind auf einem Frachtschiff aufgewachsen.