Waldbäume

Die Sternmagnolie ist eine Klasse für sich

Die Sternmagnolie blüht auch in ihrer Jugend schon reichlich.
Die Sternmagnolie blüht auch in ihrer Jugend schon reichlich.Ute Woltron
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Die von Magnolienliebhabern so gefürchteten Nachtfröste sind bis dato ausgeblieben, die Welt steht voller Sterne und Blütenschalen, der erste große Farbenrausch des Frühlings ist da.

Es ist die Zeit, in der Gartenmenschen mit gesteigerter Nervosität den Wetterberichten zu lauschen pflegen und Wetter-Apps besorgt im Blick behalten. Ein paar Grad zu wenig in der Nacht, und der möglicherweise prächtigste Rausch des Vorfrühlings ist für ein Jahr Geschichte. „Bei dir könnte es in der Nacht auf Freitag kritisch werden!“ Die Nachricht kam unlängst von Florian K. Wir sind botanisch Verbündete und bangen alljährlich um unsere Magnolienblüte. Oft zu Recht, und auch diesmal war es knapp. Tatsächlich lag am vorvergangenen Freitagmorgen Schnee bei einem Grad unter null, doch der Schneematsch war wahrscheinlich die Rettung.

Nasse Kälte ist besser als trockene, wenn es um Blüten geht. Das wissen vor allem die Obstbauern. Sie nebeln ihre Plantagen in frostigen Nächten mit Wasser ein, um das Ärgste zu verhindern, und ich bekenne, selbst schon mit dem Gartenschlauch das eine und andere Mal nächtens unter den Magnolien gestanden zu sein, um den Blütenrausch zu retten, was allerdings nur bis zu wenigen Minusgraden funktioniert. Ab minus drei, vier Grad ist man chancenlos. Zugegebenermaßen ist man recht froh, wenn es bei dieser Tätigkeit finster ist, denn arglose Passanten könnten einen Anruf beim psychologischen Rettungsdienst in Erwägung ziehen, angesichts von Leuten, die in der Eiseskälte des späten Winters mit dem Gartenschlauch um Bäume springen. Heuer war das bisher nicht notwendig, und auch die nächsten Tage sind verheißungsvoll. Kein Frost in Sicht, die Magnolien blühen wie verrückt. Der Winter war erfreulich feucht, den Magnolien hat das offensichtlich gefallen.

Waldbäume für den Halbschatten

Diese erhabenen, uralten Gewächse, die bereits blühten, als noch die Dinosaurier über das Erdenrund trampelten, sind Waldbäume, und als solche sind sie auch zu verstehen. Die meisten Magnolien-Arten, von denen es an die 300 gibt, eine schöner als die andere, wurzeln am liebsten im Halbschatten und holen sich die Kraft aus humosem, nährstoffreichem Waldbodensubstrat. Wenn ihnen oben die Morgen- oder Abendsonne auf die Blätter scheint, soll es ihnen recht sein, doch die Mittagssonne schätzen sie weniger, und auch Bodentrockenheit macht ihnen zu schaffen.

Die schönen Gewächse, manche riesige Bäume, andere zierliche Sträucher, stammen alle aus Amerika und Asien. Die allermeisten von ihnen blühen im zeitigen Frühjahr, noch bevor sie ihre Blätter treiben, was sie besonders attraktiv macht. Eine voll erblühte große Magnolie ist immer ein atemberaubender Anblick. Hierzulande sieht man meist Vertreterinnen der in vielen Sorten erhältlichen Tulpenmagnolie Magnolia x soulangeana in den Gärten. Doch prüfe, wer sich ewig bindet. Es gibt zahllose Sorten, und die etwas später Blühenden zu setzen erspart dem Gärtner den Wetterstress der Vorfrühlingswochen.

Besser keine Konkurrenz

Eine reizende, eher kleinwüchsige Magnolienvariante ist dabei empfehlenswert, weil sie zwar früh blüht, doch was die Blüte anlangt, weniger frostempfindlich ist als die größeren Schwestern. Die Sternmagnolie Magnolia stellata ist überhaupt eine Klasse für sich. Diese Zwerge bleiben mit drei Metern Höhe und Breite kompakt, wachsen jedoch so langsam, dass sie ihre maximale Größe erst im Alter von etwa 20 Jahren erreichen. Das sollte Sie jedoch nicht daran hindern, eine dieser schönen Pflanzen in den Garten zu holen, denn sie blühen auch in ihrer Jugend reichlich und in reizender Sternchenform. Sternmagnolien gibt es in Weiß sowie in Rosa und in einer schwer aufzutreibenden gelb blühenden Sorte.

Eine Sonderform ist die Kreuzung zwischen der japanischen Kobushi-Magnolie und der Sternmagnolie, aus der ebenfalls ein paar Sorten hervorgegangen sind, wie etwa Leonard Messel. Eine solche befindet sich seit gut zwei Jahrzehnten gleich neben dem Gemüsegarten und ist mittlerweile gute drei Meter hoch. Ein einziger rosa Sternenrausch, allerdings im Gegensatz zu den nicht gekreuzten Sternmagnolien ohne Duft. Dafür darf man, mit viel Geduld, auf eine ausgewachsene Schönheit von bis zu sechs Metern Höhe und ebensolche Breite hoffen.

Wenn Sie Ihrer Magnolie, egal welcher, etwas Gutes tun wollen, halten Sie den Wurzelbereich von Konkurrenzgewächsen frei. Erst seit die Baumscheibe einer ewig kränkelnden Tulpenmagnolie mit Vorsicht gerodet und kräftig gemulcht wurde, hat sich der flach wurzelnde Baum erholt, und das in Windeseile binnen eines Jahres. Und halten Sie sich unbedingt zurück mit dem Schnitt: Magnolien wollen und müssen nicht geschnitten werden, das schadet mehr, als es nutzt.

Lexikon

Magnolien. Etwa 300 Arten gibt es, sie alle stammen aus Amerika und Asien, wachsen recht langsam und bilden fast ebenso breite wie hohe Kronen aus, die schön und knorrig sind, wenn man sie nicht schneidet.

Blüten. Von Reinweiß bis Creme, Rosa, Purpur, Lila und Gelb reich die Farbpalette, und auch die Formen sind unterschiedlich, von Sternchen, Tulpe bis zu gefüllten Blüten. Manche Sorten blühen zweimal, andere nur im Sommer.

Standort. Halbschatten und humoser Boden, der idealerweise nie völlig austrocknet, sind erste Wahl und wenig Bewuchs um die flach unter der Erde liegenden Wurzeln.

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