Literatur

Leipziger Buchpreis für Wahlwienerin Barbi Marković

Autorin Barbi Marković bekommt Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik.
Autorin Barbi Marković bekommt Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik.Imago / Dts Nachrichtenagentur
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Die 44-jährige Autorin ist für ihren absurdistischen Erzählband „Minihorror“ mit dem Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. Auch Wolf Haas war nominiert.

Miki und Mini: So heißen die beiden Hauptfiguren in Barbi Marković’ Erzählband „Minihorror“, eigentlich eine Sammlung pointierter literarischer Miniaturen. Comicfiguren sind sie, aber nicht in einer lustigen Disneywelt, sondern in einem absurdistischen Zerrbild des Alltags überforderter junger Großstädter, das auch autofiktionale Züge zu tragen scheint: Da besucht Mini, eine in Wien lebende Schriftstellerin, ihre serbische Heimat.

Und wird dort von ihrer Familie lebendig begraben. Buchstäblich. Oder ein unter Erfolgsdruck leidender Bekannter zerfällt bei einem Treffen in Stücke. Ebenfalls buchstäblich. Immer wieder kippen banale Alltagssituationen ins Surreale, Unheimliche – aber meist auf hochkomische Weise.

Schmerzlichen Witz zieht Marković auch aus dem Widerspruch zwischen den großen existenziellen Ängsten unserer Zeit und den im Vergleich trivialen Problemen, die unser Leben bestimmen. Das überzeugte auch die Jury des Leipziger Buchpreises, die Marković am Donnerstag die Auszeichnung verlieh: Der Mensch werde „im Spätkapitalismus notgedrungen zur Witzfigur“, heißt es dementsprechend in ihrer Begründung.

Marković, 1980 in Belgrad geboren, ist damit nach Clemens J. Setz die zweite in Österreich beheimatete Autorin, die den Preis in der Kategorie Belletristik gewinnt. Sie setzte sich gegen vier weitere Nominierte durch, darunter Wolf Haas („Eigentum“), Anke Feuchtenberger („Genossin Kuckuck“), Inga Machel („Auf den Gleisen“) und Dana Vowinckel („Gewässer im Ziplock“). Für Experten galt sie als Favoritin. Seit ihrem Debüt „Ausgehen“ (2009), einem „Remix“ von Thomas Bernhards Erzählung „Gehen“, zählt Marković zu den spannendsten heimischen AutorInnen der jüngeren Generation.

Der Leipziger Buchpreis ist mit 15.000 Euro dotiert. In der Kategorie Sachbuch/Essayistik reüssierte heuer Tom Holert mit seinem Buch „‘ca. 1972‘ Gewalt - Umwelt - Identität - Methode“. In der Sparte der Übersetzungen wurde Ki-Hyang Lee („Der Fluch des Hasen“) ausgezeichnet. Im Vorjahr ging der Preis in der Sparte Belletristik an Dinçer Güçyeter für seinen „Mikrotext“ „Unser Deutschlandmärchen“. Für die drei Auszeichnungen wurden heuer 486 Werke aus 177 Verlagen eingereicht. Die diesjährige Leipziger Buchmesse läuft bis zum 24. März. (APA/red)

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