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Bankomaten werden in Österreich zur Mangelware

Ein Gesetz, das Banken verpflichtet, für eine bestimmte Anzahl an Geräten zu sorgen, gibt es in Österreich nicht. 
Ein Gesetz, das Banken verpflichtet, für eine bestimmte Anzahl an Geräten zu sorgen, gibt es in Österreich nicht. Clemens Fabry
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Die Anzahl der Bankomaten ist so drastisch gesunken wie noch nie. Nun warnt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) vor der Zurückdrängung des Bargelds.

Wien. So mancher Tourist kommt in Österreichs Kaffeehäusern schnell ins Schwitzen, wenn der Ober bei der Bezahlung auf ein verstecktes „Cash only“-Schild verweist. Ohne Bargeld außer Haus zu gehen wird hierzulande zum fast waghalsigen Unterfangen. So wird die Bargeldliebe in Österreich gepflegt und gewissermaßen erzwungen.

Doch leider wollen da die Banken nicht so recht mitspielen. Sie sind ja der Hauptversorger ihrer Kundinnen und Kunden mit Geldscheinen. Aber Österreichs Geldhäuser bauen immer mehr Bankomaten ab. Das geht aus der Bilanz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor.

Mehrere Hundert Bankomaten weniger

Die Versorgung des Landes mit Geldautomaten ist so drastisch zurückgegangen wie noch nie. 2023 waren es 510 Stück weniger als noch im Jahr 2021. Das entspricht einem Rückgang von rund sechs Prozent. Das mag nach keiner großen Sache klingen, doch in manchen Gegenden müssen die Menschen größere Strecken zurücklegen, um überhaupt an Bares zu kommen. Bis 2021 wurden immer mehr Bankomaten gebaut, doch danach kam der große Versorgungseinbruch.

OeNB

Dabei sei Bargeld so beliebt wie eh und je. 95 Prozent der österreichischen Bevölkerung können sich eine Welt ohne Bargeld nicht vorstellen. Das dürfte auch in Zukunft so blieben. Denn für zwei Drittel soll Bargeld seine aktuelle Bedeutung behalten.

83 Millionen Bargeldbehebungen

Und dass immer noch viele Unternehmen nur Bargeld annehmen, sorgt auch für eine gewisse Frequenz in der Nutzung. Laut der Nationalbank wird Bargeld doppelt so häufig beim Einkauf genutzt wie eine Karte. Doch Kartenzahlung legte 2016 von elf Prozent bis 2023 auf 30 Prozent zu. Der Bargeldtransaktionen gingen im selben Zeitraum von 82 Prozent auf 63 Prozent zurück.

OeNB

Mehr als drei Milliarden Geldtransaktionen wurden im Vorjahr von der Payment Services Austria (PSA) für die heimischen Banken abgewickelt. Die Anzahl der Bankomatkarten-Transaktionen im In- und Ausland mit österreichischen Karten stieg im Vorjahr um 14 Prozent auf den Rekordwert von 1,5 Milliarden. Österreichische Bankomatkarten wurden im In- und Ausland 109 Millionen Mal für Bargeldbehebungen verwendet. Knapp 83 Millionen Behebungen wurden an Geldausgabegeräten getätigt, die von der PSA serviciert werden.

Nationalbank warnt vor Risiko

Im Aussterben der Bankomaten und damit auch des Bargeldes sehen die Nationalbanker ein Risiko. So reduziere Cash Risken bei Cyberattacken oder bei Ausfällen digitaler Systeme. Und es wird darauf verwiesen, dass selbst Vorzeigeländer des bargeldlosen Bezahlens wie Schweden oder die Niederlande den Zugang zu Bargeld gesetzlich absichern.

Selbst Vorzeigeländer des bargeldlosen Bezahlens wie Schweden oder die Niederlande sichern den Zugang zu Bargeld gesetzlich ab.
Selbst Vorzeigeländer des bargeldlosen Bezahlens wie Schweden oder die Niederlande sichern den Zugang zu Bargeld gesetzlich ab.Clemens Fabry

Auch in Österreich ist die Verankerung des Rechts auf Bargeld immer wieder in der Diskussion. Eigentlich wird das seit 1999 sowieso verfassungsrechtlich in Europa durch die europäischen Verträge gesichert. Solang Österreich also ein Teil der EU ist, braucht niemand die Sorge haben, das Bargeld würde abgeschafft. Dennoch erhitzt das Thema Bargeld immer wieder die Gemüter. „Nur eine Verankerung des Bargeldes in der Bundesverfassung gewährt die Freiheit und die Verfügbarkeit privaten Vermögens und ist als Grundrecht abzusichern“, heißt es dazu vom Innenministerium.

Grundversorgungsmodell geplant

Jedenfalls will die Nationalbank gegen das Bankomatsterben vorgehen. Ihr Ziel ist es, den Zugang zu Bargeld in ganz Österreich zu sichern. Dafür soll eine „niederschwellige Erreichbarkeit“ erhalten bleiben. Denn die Institution, die die Banken überwacht, plant ein Grundversorgungsmodell. Dabei sollen rund 67 Prozent der Bevölkerung innerhalb eines Kilometers einen Bankomaten zur Verfügung haben, rund 83 Prozent innerhalb von zwei und 97 Prozent innerhalb von fünf.

OeNB

Neben den Bankomaten gibt es österreichweit 5000 Unternehmen, über die eine Bargeldabhebung an der Kassa möglich ist. Zwar haben die Banken einen gewissen Bargeldversorgungsauftrag. Ein Gesetz, das diese verpflichtet, für eine bestimmte Anzahl an Geräten zu sorgen, gibt es in Österreich jedoch nicht. Die Kosten eines Bankomaten sind stark von der Nutzungsfrequenz abhängig. Wenn die Nachfrage nur gering ist, wird die Betreibung eines Geräts im Verhältnis zu den Servicekosten unrentabel.

Hier gibt es einen gewissen „Spannungsbereich“, sagt Gouverneur Robert Holzman. Es werde nicht einfach, sagt der Nationabank-Chef. Derzeit befinde man sich in einer intensiven Diskussionsphase, sagt OeNB-Direktor Eduard Schock. Bis zum Ende des Jahres wolle man eine Absichtserklärung erreichen, ein sogenanntes Momerandum of Understanding. Gleichzeitig verweisen die Banken jedoch auf die hohe Gerätequote je Einwohner Österreichs im Euroraum-Durchschnitt. Nur in Portugal und Kroatien gibt es mehr Bankomaten pro Bürger und Bürgerin.

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