Nachruf

Peter Eötvös, der erfolgreiche Opernmeister, ist tot

Peter Eötvös, 1944 in Rumänien geboren, hatte ein Händchen für publikumswirksame Effekte - hier 2008 bei den Salzburger Festspielen.
Peter Eötvös, 1944 in Rumänien geboren, hatte ein Händchen für publikumswirksame Effekte - hier 2008 bei den Salzburger Festspielen.APA / Barbara Gindl
  • Drucken

Der ungarische Komponist starb 80-jährig in Budapest. Er war einer der wenigen zeitgenössischen Opernkomponisten, deren Werke sich in den Spielplänen etablieren konnten. Zuletzt spielte man in Graz sein „Schlaflos“ nach Jon Fosse.

Ein weiterer Schlag für das internationale Musiktheater avantgardistischer Prägung: Wenige Tage nach Aribert Reimann starb in Budapest Peter Eötvös, der „andere“ erfolgreiche Opernmeister unserer Zeit. Nicht viele Komponisten haben es geschafft, mit Musiktheaterwerken über mehr oder weniger heftig diskutierte Uraufführungen hinauszukommen. Eötvös’ wichtigste Titel fanden sich auf den Spielplänen vieler bedeutender Opernhäuser. An der Wiener Staatsoper feierte man beispielsweise seine Tschechow-Vertonung „Drei Schwestern“, in Graz spielte man jüngst erst „Schlaflos“ nach Jon Fosse.

Eötvös hatte eine Hand für zugkräftige Sujets und dafür, wie man diese musikalisch auf dem neuesten Stand der Kompositionstechnik umsetzen konnte – und das, ohne das Publikum zu vergraulen. Was die „Aktualität“ seines handwerklichen Könnens betraf, musste Eötvös sich nicht sorgen: Er war als Musiker und Dirigent in der Schule der absoluten Vorreiter der Neuen Musik, Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez, groß geworden. Boulez hatte Eötvös 1979 die Leitung seines Ensemble InterContemporain übertragen. So wurde Eötvös zu einem ebenso unerschrockenen wie einfühlsamen Interpreten der Musik seiner Generation.

Eine Nase für gute Effekte

Mit den „Drei Schwestern“ gelang ihm in Lyon 1998 der Durchbruch als Opernkomponist. Zwölf weitere Stücke erregten Aufmerksamkeit und wurden vielfach nachgespielt – eine Ehre, die nur den wenigsten zeitgenössischen Komponisten zuteil wird. Eötvös verfügte nicht nur über die fortschrittlichsten technischen Mittel. Er hatte vor allem eine Nase für publikumswirksame Effekte und dafür, wie diese in Einklang mit dramaturgischen Notwendigkeiten zu bringen waren. Das sicherte ihm jene Neugier, die ein Komponisten immer wecken und dann aufrecht erhalten muss. In Siebenbürgen geboren, noch von Zoltán Kodály in die Budapester Akademie aufgenommen, saugte Eötvös Einflüsse aus aller Herren Länder auf und nutzte sie für seinen polyglotten Stil. Der Erfolg gab ihm recht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.