Lohnverhandlung

„Wie der letzte Putzfetzen behandelt“: AUA streicht am Donnerstag und Freitag 400 Flüge

Betroffen sind Flüge von 28. März, null Uhr, bis 29. März, zwölf Uhr.
Betroffen sind Flüge von 28. März, null Uhr, bis 29. März, zwölf Uhr.APA
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Wegen der stockenden Kollektivvertragsverhandlungen fallen ab Donnerstag Hunderte AUA-Flüge aus. Das trifft 50.000 Passagiere. Die Airline spricht von 24 Millionen Euro Schaden.

Wien. Der KV-Streit zwischen den Austrian Airlines (AUA) und der Gewerkschaft Vida und Betriebsrat Bord erreicht den Gipfel: Als Reaktion auf den von der Gewerkschaft angekündigten Streik, streicht die AUA 400 Flüge. Und das ausgerechnet an den wichtigen Osterreisetagen Gründonnerstag und Karfreitag. Auch wenn der Streik nicht fix ist, benötigt die Airline, wie im Vorfeld angekündigt, eine entsprechende Vorlaufzeit für etwaige Umbuchungen. Insgesamt wären im angekündigten 36-stündigen Streikfenster von Donnerstag bis Freitag etwa 450 Flüge geplant gewesen. Von den nun festgelegten Ausfällen sind rund 50.000 Fluggäste betroffen. Die Fluglinie informiert die Passagiere proaktiv, sagte die AUA am Dienstag.

Grund ist die wochenlange Uneinigkeit bei den Verhandlungen für den Kollektivvertrag (KV) für das AUA-Bordpersonal. Der finanzielle Schaden für die Unstimmigkeit ist groß: So beziffert die AUA den Schaden mittlerweile mit 24 Mio. Euro.

Umbuchen oder stornieren

Alle Fluggäste werden auf einen nächstmöglichen Flug umgebucht, so die AUA. Fluggäste können sich gegen eine Flugumbuchung entscheiden, den bereits gebuchten Flug stornieren und refundieren lassen. Seit dem vergangenen Wochenende sei es zudem möglich, online auf der AUA-Website eigenständig den potenziell betroffenen Flug kostenlos auf andere Flüge von den Airlines der Lufthansa Gruppe umzubuchen oder zu stornieren. Zudem bittet die Fluglinie die Passagiere, ihren Flugstatus auf der AUA-Website (austrian.com) selbstständig zu überprüfen.

Hört man von der Fluglinie nichts, ist es ratsam, sich selbst zu melden und sich um eine Umbuchung oder Stornierung zu kümmern. Egal, für welche Option man sich als betroffener Gast entscheide, stehe einem womöglich auch eine Entschädigung zu, die sich auf bis zu 600 Euro belaufen könnte, sagte Robert Kogler von der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte im Ö1-Radio. Grundsätzlich sei die Fluglinie zuständig, sich um die Fluggäste zu kümmern, wenn es Annullierungen gibt.

Vom Angebot der AUA – einem Gehaltsplus von bis zu 18 Prozent für Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, Pilotinnen und Piloten und einem Plus von bis zu 28 Prozent für Co-Pilotinnen und Co-Piloten – hält die Arbeitnehmerseite wenig. Für die Gewerkschaft ist das ein „schöngerechnetes“ Angebot, auf das man nur komme, wenn man einmalige Zahlungen berücksichtigt, die sich nicht nachhaltig auswirken. Umgerechnet sei damit nur die Inflation abgegolten, aber nicht mehr, heißt es von der Gewerkschaft Vida. Das weist die AUA zurück, das Angebot, das für 22 Monate gültig sein soll, liegt aus Sicht des Unternehmens über der rollierenden Inflation. Eine konkrete Forderung kommuniziert die Gewerkschaft nicht öffentlich, sie erklärt mehrmals: „Wir wollen einen Abschluss über der Inflation.“

Verhandlungstisch blieb leer

Seit der 17. gescheiterten Verhandlungsrunde am vergangenen Sonntag hat sich keine der beiden Seiten vom Fleck bewegt. Gleichzeitig betonen beiden Seiten, dass sie gesprächsbereit seien, der Verhandlungstisch blieb seit dem Wochenende aber leer. Konkret geht es bei den Verhandlungen um den KV für das AUA-Bordpersonal, um aktuell rund 2500 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter und rund 1000 Pilotinnen und Piloten.

APA

Der Vorsitzende der vida-Gewerkschaft Roman Hebenstreit spricht von einem Gehaltsunterschied von 40 Prozent zwischen der AUA-Belegschaft und den Beschäftigten der deutschen Konzernmutter Lufthansa. „Es ist extrem unverständlich, dass ein Teil des Konzerns wie der letzte Putzfetzen behandelt wird“, sagte Hebenstreit zur APA. Schon in der Vergangenheit hießt es von der Gewerkschaft, dass sie die Lücken zwischen dem Personal der Lufthansa und der AUA geschlossen sehen möchte, würden die Belegschaft der AUA am wenigsten in der Gruppe verdienen.

Ein Vergleich, der sich so nicht aufstellen lässt, sagt die AUA zur „Presse“, schon allein weil sich die Profitabilität der beiden Fluglinien unterscheide. Und der österreichische und deutsche Flugmarkt lasse sich aufgrund der sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen nur schwer vergleichen: „Zum Beispiel sind die Margen bei den Flugtickets in Deutschland viel höher als in Österreich, was mitunter daran liegt, dass die Konkurrenz der Billigflieger in Österreich wesentlich stärker ist als in Deutschland.“ Zudem seien die Verträge zwischen den Österreichern und den Deutschen sehr unterschiedlich, was einen Vergleich zusätzlich schwieriger mache. Detaillierter quantifizierte die Gewerkschaft die Lücke bisher nicht.

Aktuell verdienen Co-Pilotinnen und Co-Piloten (First Officer) in ihrem ersten Dienstjahr monatlich 4912,98 Euro brutto (Vollzeit). Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter erhalten nach ihrer Basisausbildung monatlich 2220 Euro brutto.

Deutschland wehrt Streik ab

Unterdessen bahnt sich im Tarifkonflikt für die rund 25.000 Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsdienstleister in Deutschland eine Lösung an. Dort einigten sich die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber am Dienstag auf eine Schlichtung. Damit drohen in der Osterferienwoche keine Streiks. Warnstreiks haben Flughäfen jüngst lahmgelegt. Das Personal kontrolliert im Auftrag der Polizei Passagiere, Personal und Gepäck im Sicherheitsbereich. Als Knackpunkt bei den Verhandlungen gelten vor allem die Zuschläge für Mehrarbeit.

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