Nachhaltigkeit

220 Millionen für die Donau, Wasser für die Auen

Auenlandschaft an der Donau östlich von Wien: Mehr Schotter, mehr Wasser
Auenlandschaft an der Donau östlich von Wien: Mehr Schotter, mehr Wasser(c) APA/KOVACS (KOVACS)
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Die Natur kostet nicht, sondern sie liefert: So lautet die Kernbotschaft von Bundesforsten, viadonau und WWF, die am Dienstag Projekte präsentiert haben, die Umweltkrisen entschärfen können.

„Wir brauchen natürliche Schutzmaßnahmen von den Alpen bis in die Städte“, sagt Hanna Simons, stellvertretende Geschäftsführerin des World Wide Fund for Nature (WWF), die den Bereich Natur und Umweltschutz leitet. Dies sei gerade in Zeiten eine fortschreitenden Doppelkrise – Klimaerhitzung und Artenverlust – notwendiger denn je. Simons tritt vehement der Behauptung entgegen, die hinter der Frage steckt „Können wir uns Umweltschutz überhaupt leisten?“ Simons: „Es ist vielmehr so, dass die intakte Natur am kostengünstigsten ist“ – etwa durch den Hochwasserschutz, den eine Auenlandschaft liefert.

Und außerdem: „Eine vom Landwirtschaftsministerium vor ein paar Jahren in Auftrag gegebene Studie hat zutage gefördert, dass jeder Euro, der für intakte Flüsse ausgegeben wird, das Dreifache an volkswirtschaftlichem Nutzen liefert.“ Eine WWF-Fallstudie an der unter Donau und im Donaudelta zeigt, dass konventionelle Hochwasser-Schutzmaßnahmen, also etwa Dammbauten und deren Erhaltung, jährlich doppelt so hohe Kosten verursachen wie natürliche Schutzmaßnahmen.

Beispiel für natur-basierte Lösungen gibt es etwa an der Donau östlich von Wien. Hier wurden bis 2035 von Landwirtschafts- und Umweltministerium insgesamt 220 Millionen Euro freigegeben. Mit diesem Geld wird die Gewässervernetzung vorangetrieben – die Verbindung also zwischen Donaustrom und Nebenarmen verbessert. Die Donau wird „durchlässiger“, wodurch der Austrocknung der Au entgegengewirkt wird.

Einzig die Untere Lobau in Wien ist davon nicht betroffen. Die Wasser-Zufuhr aus der Oberen Lobau wird von der Stadt Wien nur begrenzt durchgeführt. Deshalb bleiben die Auwälder in der Unteren Lobau vorerst im Hitzestress.

Zurück an den Donaustrom weiter östlich: Zumal die Kraftwerke flussaufwärts den Transport von Gestein unterschiedlicher Größe unterbrechen, droht sich die Flusssohle hinter der Staumauer des Kraftwerks Freudenau tiefer einzugraben. Um dem entgegenzuwirken ist dem Verbund die Zugabe von Schotter aufgetragen – unterhalb der Staumauer auf eine Länge von zehn Kilometern. Das Landwirtschaftsministerium hat (als oberste Wasserrechtsbehörde) die Menge des zuzugebenden Gesteins um mehr als zehn Prozent erhöht – auf 220.000 Kubikmeter pro Jahr.

Von der Donau ausgespült werden allerdings 360.000 m³. Die fehlende Menge wird von „viadonau“ ausgebaggert und flussaufwärts wieder in die Donau gekippt. Dadurch wird die Sohle stabil gehalten – eine Grundvoraussetzung, dass die Auenlandschaft erhalten bleiben kann. Vernetzungen von Flüssen und den Nebenarmen gibt es auch an March und Thaya. Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer der viadonau: „Eine der Hauptaufgaben der nächsten Zeit wird es sein, das Wasser in die Nebenarme und Auen zu bekommen.“

Für Andreas Gruber, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, ist klar, dass „wir langfristig planen müssen.“ Die Bundesforste verwalten den staatseigenen Wald – etwa ein Zehntel der Gesamtfläche Österreichs und mehr als 15% der bewaldeten Gebiete. Durch Hitzestress werden die Bäume geschwächt, sodass Schädlinge leichte Beute finden. Dem Vorschub geleistet wird durch ausufernde Fichtenbestände. Sie sind auch in jenen Bereichen gepflanzt worden, in denen sie natürlich nicht vorkommen (unter 700 Metern); hier sind Fichtenbestände besonders anfällig gegen Borkenkäfer. Fichten sind Flachwurzler und sorgen für ein saures Milieu im Boden.

Die Bundesforste setzen nun auf einen Umbau der Waldgesellschaft. Bis zum Jahr 2100 sollen wieder Mischwälder vorherrschen – wie einst der natürliche Baumbestand. Bundesforste-Chef Gruber plant zwar keine neuen Schutzgebiete einzurichten, setzt aber auf Schwerpunkte in jedem der 120 Forstreviere: etwa 25 Vorratsmeter Totholz, „Altholzinseln, Wildnisecken oder 500 Biodiversitätsinseln“. Grüber präferiert den Zugang, dass „Schützen und Nützen gemeinsam möglich ist.“ Dazu gehört auch die Renaturierung von Lebensräumen, insbesondere Moore.

Hanna Simons ergänzt, dass jedenfalls der WWF davon überzeugt sei, dass es „zusätzliche Schutzgebiete geben muss und auch Wiederherstellung notwendig ist.“ Sie zeigt sich auch reserviert gegenüber einem Ausbau der Wasserkraft, die heimischen Flüsse seien schon zu stark verbaut, meint sie. Es müsse in erster Linie um Modernisierung gehen und darum, dass „Photovoltaik und Windkraft ausgebaut werden.“

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