Investorenbrief

Blackrock-Chef Larry Fink sieht Pensionierungskrise kommen

Larry Finks Investorenbriefe sorgen immer wieder für Aufsehen.
Larry Finks Investorenbriefe sorgen immer wieder für Aufsehen.Clemens Fabry
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In seinem jährlichen Brief an die Investoren warnt Blackrock-Chef Larry Fink vor den Folgen der Alterung. Die „Boomer“ in Führungspositionen seien in der Pflicht, das Pensionssystem zu reparieren. Bei Energie fordert er Pragmatismus.

Wien. Auch der weltgrößte Vermögensverwalter spürt die Alterung, wenngleich etwas anders als beispielsweise Unternehmen, die pensionierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur schwerlich nachbesetzen können. Von den rund zehn Billionen US-Dollar, die Blackrock für seine Kunden verwaltet, ist mehr als die Hälfte für den Ruhestand vorgesehen. Grund zur Freude ist das für Larry Fink, Chef des US-Riesen, nur bedingt. In seinem alljährlichen Schreiben an die Blackrock-Investoren forderte er zwar, die Kapitalmärkte stärker für die Altersvorsorge zu nutzen. Aber ohne Reform der Pensionssysteme steuere die Welt angesichts der Alterung auf eine Pensionierungskrise zu.

Dass jüngere Generationen ihre finanzielle Zukunft mit Sorge sehen und mehr und mehr den Glauben an den Kapitalismus verlieren, sei mit Blick auf die Pensionssysteme verständlich. Die geburtenstarke Babyboomer-Generation, die sich aktuell Schritt für Schritt in die Pension verabschiedet, habe sich um ihr eigenes finanzielles Wohlergehen gekümmert, ohne auf die folgenden Generationen zu achten, so Fink. Es liege deshalb auch an den „Boomern“, die Pensionssysteme zu reparieren und in die Zukunft der jüngeren Generationen zu investieren.

»Aber ich finde es schon ein bisschen verrückt, dass unser Leitgedanke für das richtige Renteneintrittsalter – 65 Jahre – aus der Zeit des Osmanischen Reiches stammt«

Larry Fink

Blackrock-Chef

Längeres Leben leisten

„Wir verwenden sehr viel Energie darauf, den Menschen zu helfen, länger zu leben. Aber nicht einmal ein Bruchteil dieser Bemühungen wird darauf verwendet, den Menschen zu helfen, sich diese zusätzlichen Jahre zu leisten“, fasst Fink das Pensionierungsproblem in seinem Brief zusammen. Niemand sollte länger arbeiten müssen, als er möchte. „Aber ich finde es schon ein bisschen verrückt, dass unser Leitgedanke für das richtige Renteneintrittsalter – 65 Jahre – aus der Zeit des Osmanischen Reiches stammt“, schreibt der Blackrock-Chef. Als Positivbeispiel brachte er die Niederlande, wo bereits vor mehr als zehn Jahren das Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt wurde.

Doch sind Lösungsvorschläge in seinem Brief Mangelware, vielmehr sollen Debatten angestoßen werden. Das niederländische Modell anderswo zu implementieren sei ein riesiges politisches Unterfangen, konzediert Fink. Aber es sei notwendig, dass man über ein angemessenes Pensionsantrittsalter in einer Welt, in der die Menschen immer älter werden, nachdenke. Und man müsse sich auch fragen, wie man Menschen über 60 dazu bringen kann, lieber zu arbeiten als in Pension zu gehen.

Paradoxes Verhalten

Fink geht es freilich weniger um staatliche Vorsorge – auch die wird bei einer alternden Gesellschaft bei gleichbleibendem Pensionsantrittsalter immer weniger finanzierbar – als um die private Vorsorge, wie sie etwa in den USA üblich ist. Wenn Menschen nämlich schon während ihres Erwerbslebens nicht genug verdienen, um für einen jahrzehntelangen Ruhestand zu sparen, können sie sich die Pension schlichtweg nicht leisten. So gab in Umfragen fast die Hälfte der US-Amerikaner zwischen 55 und 65 Jahren an, keinerlei private Altersvorsorge getroffen zu haben.

Weil Vorsorge nicht trivial ist, hat Blackrock beispielsweise Produkte wie Zielfonds entwickelt, die von den Kunden nur eine einzige Entscheidung verlangen: Die Antwort auf die Frage, wann sie in Pension gehen wollen. Sobald das Zieldatum für den Pensionsantritt gewählt ist, passt der Fonds das Portfolio automatisch an, je näher der Pensionsantritt kommt, desto weniger Risiko gibt es im Portfolio.

Furcht, Geld auszugeben

Paradoxerweise, so Fink, gebe es aber auch jene, die sich ihre Pension locker leisten können – aber ihr Erspartes dennoch nicht ausgeben. Er bezog sich in dem Brief auf eine Umfrage, wonach eine durchschnittliche Person nach zwei Jahrzehnten im Ruhestand noch immer 80 Prozent des vor der Pension angesparten Geldes hatte, aber in Sorge um die eigenen Finanzen war. Zukunftsängste würden die Menschen sowohl davon abhalten, Geld langfristig zu investieren, als auch davon, es im Jetzt auszugeben. Man müsse den Menschen sowohl dabei helfen, das Geld anzusparen, als auch dabei, es wieder auszugeben.

Fink, dessen Briefe in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen gesorgt haben, touchierte in seinem Schreiben mehrere Themen. Mit Blick auf die Energiewende forderte er einen „Energiepragmatismus“. Die Dekarbonisierung werde Zeit in Anspruch nehmen, besonders seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine messen die Staaten der Energiesicherheit einen höheren Stellenwert bei. Blackrock habe mehr als 300 Milliarden Dollar in traditionelle Energieunternehmen und 138 Mrd. Dollar in Energie-Transitionsprojekte investiert, so der Blackrock-Chef.

Streitpunkt Klima

In der Vergangenheit nutzte Fink seinen jährlichen Brief auch, um auf die Gefahren des Klimawandels hinzuweisen, was ihm in den USA etwa harsche Kritik von republikanischer Seite eingebracht hat. Unlängst etwa erklärten texanische Beamte, dass sie 8,5 Mrd. Dollar aus einem Schulfinanzierungsfonds von dem Unternehmen abziehen würden, weil Fink mit seinen Aussagen den Energieinteressen des Bundesstaates schade. Umweltaktivisten wiederum werfen Blackrock vor, zu wenig fürs Klima zu tun.

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