Die Onlinebank Dadat sieht Fintechs derzeit unter Druck. Denn nicht nur der Börsenhandel war von Unsicherheiten geplagt, sondern auch Finanzierungen aufzustellen ist schwieriger geworden.
Wien. „Mehr als drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher erledigen ihre Bankgeschäfte mittlerweile online“, sagte der Vorstand der Onlinebank Dadat, Ernst Huber, bei einem Jahresrückblick für 2023 am Donnerstag. Obwohl auch die Aufgeschlossenheit gegenüber dem digitalen Börsenhandel steigt, sei es kein einfaches Jahr gewesen. „Nicht nur die Universalbanken kämpfen mit der Modernisierung“, sondern auch die älteren Direktbanken und klassischen Onlinebroker sind „behäbig“ geworden und haben „Fett angesetzt“, sagt Huber.
Während der Coronapandemie erlebte der Onlinehandel mit Aktien und Fonds vor allem unter jungen Anlegerinnen und Anlegern eine Blütephase. Doch im vergangenen Jahr sorgten der Ukraine-Krieg und zuletzt der Israel-Palästinenser-Krieg für Zurückhaltung beim Thema Börse. Dementsprechend haben die Umsätze auf den Aktienmärkten nachgelassen. Aber im vierten Quartal 2023 habe die Salzburger Direktbank schon wieder eine Erholung gesehen.
Fintechs unter Druck
Derzeit erkenne Huber eine Konsolidierung unter den Direktbanken. Wurde der österreichische Markt noch vor Jahren mit Mitbewerbern geflutet, deren Preismodelle nahe der Nullmarge gelegen sind, ziehen sich nun die ersten Direktbanken aus Österreich wieder zurück. Die große Boomphase der Fintechs ist vorbei. Für die Neobanken und Onlinebroker sei es schwieriger geworden, Finanzierungen von Investoren aufzustellen. Der Umstand sei unter anderem dem gestiegenen Zinsniveau geschuldet. Stabile Eigentümer zu haben, sei hier ein Vorteil, sagte Huber.
Trotz allem wickeln immer mehr Menschen in Österreich ihre Bankgeschäfte digital ab. Huber geht noch von mehr Potenzial im Markt aus – vor allem in Bezug auf Börsenprodukte. Die sieben Jahre alte Direktbank plant, die Anzahl ihrer Brokerage-Kunden von 250.000 im Jahr 2023 bis 2028 um 40 Prozent auf 350.000 Personen zu steigern. „Wir haben bereits im ersten Quartal 2024 die Marke von 50.000 Kundinnen und Kunden überschritten“, sagte Huber.
ETFs sind die beliebteste Online-Sparanlage
Jede zweite Aktienorder geht derzeit nach Deutschland, zeigt eine Auswertung der Dadat-Bank. 24 Prozent werden in den heimischen Aktienmarkt investiert und 21 Prozent in den USA. Vor Jahren war das noch ausgewogener. Da habe sich Deutschland mit Österreich die Waage gehalten. Im Nachbarland seien mehr internationale Aktien gelistet, erklärt Huber. Dafür sei die Verteilung ein gutes Zeugnis für den Handelsplatz Wien. „Ich bin ein Fan von österreichischen Aktienunternehmungen.“
Klarer Favorit bei den Sparanlagen sind ETFs (Exchange Traded Funds). Diese börsengehandelten Fonds machen 79 Prozent der Anlageverteilung aus. Nur zehn Prozent gehen auf aktive Fonds und nur acht Prozent auf Aktien. In Gold legen etwa drei Prozent der Bankkunden an.