Klima

Kräftiges Minus bei Treibhausgasen in Österreich

Emissionen aus dem Verkehr sind ein Klima-Schlüsselfaktor.
Emissionen aus dem Verkehr sind ein Klima-Schlüsselfaktor.Frank Sorge/Imago
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Umwelt- und Klimaministerin Gewessler präsentiert die Treibhausgasbilanz 2023: „Österreich ist auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040“. Aber: Der verbleibende Weg ist steinig.

Geradezu euphorisch hat am Donnerstag Umwelt- und Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Ausstoß von Treibhausgasen aus österreichischen Quellen kommentiert: „Die Berechnungen des Umweltbundesamts (UBA) beweisen: Mutige Klimapolitik wirkt.“

Die UBA-Analyse ist eine vorläufige und besagt, dass 2023 der Ausstoß von Treibhausgasen (in erster Linie Kohlendioxid) aus österreichischen Quellen um 5,3 Prozent gesunken ist. In Deutschland haben die Emissionen im Vorjahr um mehr als zehn Prozent abgenommen.

Minus im zweiten Jahr in Folge

Bei der österreichischen Auswertung liegt die Schwankungsbreite bei einem Prozent. Die Emissionen sinken damit bereits im zweiten Jahr in Folge. Die Betrachtung der einzelnen Sektoren zeichnet ein differenziertes Bild: So hat die Stahlindustrie etwa eine halbe Million Tonnen weniger CO2 verursacht, Erdgaskraftwerke um 1,3 Mio. t, der Gebäudesektor 1,2 Mio. t. und der Verkehr 0,6 Mio. t weniger. Die Auswertungen sind vorläufig – die endgültigen Zahlen können erst aus der abgeschlossenen Energiebilanz abgeleitet werden. Sie ist im Sommer verfügbar.

Worauf ist das Minus zurückzuführen? „Ökostrom-Rekorde, Sanierungsoffensive und Klimaticket sorgen dafür, dass unsere Emissionen voraussichtlich erstmals unter 70 Millionen Tonnen CO2 liegen. Wenn wir so weitermachen, dann haben wir Erfolg“, sagt Gewessler.

Die Abnahme der Stromerzeugung in Gaskraftwerken (minus 33 %) wird zumindest zum Teil verursacht durch die bessere Verfügbarkeit von Windkraft und Fotovoltaik. Förderung des Ausstiegs aus fossilen Heizungen ist mitverantwortlich für ein Minus beim Heizölabsatz von 8,6 %. Teilweise ist auch die Abnahme im Verkehr Folge von Klimaticket und Förderung für E-Autos zurückzuführen.

Größere Auswirkung auf die österreichische CO2-Bilanz dürften variable Faktoren haben: etwa ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,8 %, eine Abnahme der Stahlproduktion um fünf Prozent, ein Zurückgehen der Heizgradtage um 3,1 %, was sich auch im starken Rückgang beim Verbrauch von Erdgas (um 12,5 %) äußert. Das Minus des Dieselverkaufs (5,5 %) dürfte wohl auf weniger Tanktourismus zurückzuführen sein.

Im vorigen Dezember hat das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz (WEGC) noch ohne die vorläufigen Werte des letzten Quartals für 2023 sogar ein Minus von 6,9 % errechnet – bei einer Schwankungsbreite von zwei Prozent. Damals hat Gottfried Kirchengast, einer der Autoren, die Situation so kommentiert: „Es geht in die richtige Richtung, aber wir sind noch nicht dort, wo sich Dänemark oder Schweden befinden.“ Der Rückgang sei in hohem Maße von Variabilitäten abhängig.

„Ausrasten nicht angesagt“

Stefan Schleicher, Forscher am Wirtschaftsforschungsinstitut und ebenfalls Co-Autor der WEGC-Studie, kommentiert am Donnerstag die neuesten Zahlen weniger euphorisch: „Die Rückgänge von 2022 und 2023 sind überwiegend unerwarteten, unangenehmen Extremereignissen zuzuschreiben, die auch einen Energiepreisschock ausgelöst haben.“ Dass Förderungen für E-Autos und Erneuerbare Impulse zur Emissionsvermeidung gegeben hätten, schließt Schleicher nicht aus, meint aber: „Können wir das in Zahlen fassen? Nicht wirklich – denn das Monitoring ist nicht gut; das muss man laut sagen und versuchen, es zu ändern.“

„Wir sind auf dem Zielpfad“, sagt Paul Lichtblau, Experte des Umweltbundesamts und Studienkoordinator. Dies bedeute allerdings nicht, dass die weitere Treibhausgasreduktion in Österreich automatisch ablaufe. „Ausrasten ist nicht angesagt.“

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