Kunst

Kein Ostertuch im Stephansdom: Helnwein sieht „Zensurorgie“

Gottfried Helnwein vor seinem Fastentuch im Wiener Stephansdom.
Gottfried Helnwein vor seinem Fastentuch im Wiener Stephansdom. Imago / Isabelle Ouvrard
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Helnwein kritisiert die Entscheidung des Wiener Domkapitels auf Ö1. Er ortet eine „Cancel Culture“.

Kardinal Christoph Schönborn steht hinter der Entscheidung des Wiener Domkapitels, auf das von Gottfried Helnwein gestaltete diesjährige Fastentuch nicht, wie ursprünglich geplant, ein „Ostertuch“ und ein „Pfingsttuch“ des Künstlers folgen zu lassen. Er stimme den Argumenten des Domkapitels zu, sagte Schönborn im Interview mit Kathpress und den Medien der Erzdiözese Wien. Die Begründung sei gut überlegt. Der Künstler selbst verurteilte in einer Ö1-Sendung den „unüberlegten Kurzschluss der Verantwortlichen des Doms“ und wittert „Cancel Culture“.

Am 21. März hatte das Domkapitel von St. Stephan in Wien hatte bekannt gegeben, dass das „Ostertuch“ eines Kindes mit den Wundmalen Christi zwar in sich ein „beeindruckendes und ernst zu nehmendes Kunstwerk“ sei, im Blick auf Ostern und die Art der Darstellung könnte es aber „Menschen verstören“ und polarisieren. Die geplante Fortsetzung des Helnwein-Zyklus finde deshalb nicht statt. Das Tuch sei dem Domkapitel erst am Tag zuvor vorgelegt worden.

„Der Dom soll nicht zum Kampfplatz werden“

In der Ö1-Sendung „Im Fokus“ hatte für das Wiener Domkapitel dessen Vorsitzender Rudolf Prokschi Stellung zur Causa genommen. Er nannte als Hauptgrund der kurzfristigen Entscheidung, dass Helnweins Darstellung eines verwundeten Kindes verschiedenste Interpretationsrichtungen offen lasse. „Der Dom, und noch dazu der Altarraum des Domes, soll nicht zum Kampfplatz werden“, sagte der Theologe und Priester.

Helnwein selbst betonte in der gleichen Sendung, er könne die Begründung des Domkapitels „nicht nachvollziehen“. Die Katholische Kirche habe eine „2000 Jahre alte Tradition in der Darstellung des Schmerzes, Todes und Blutes“ und stelle Leiden, Folter und Schmerzen mehr ins Zentrum als jede andere Religion. Die Nicht-Aufhängung des zweiten Sujets sehe er als Beispiel und Opfer einer auch im Kunstbereich zu beobachtenden „Cancel Culture“, einer „Zensurorgie“. (APA)

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