Absiedelung

Letzter stationärer Patient verlässt Lorenz-Böhler-Spital

Für die Belegschaft kam die vorübergehende Schließung des Traumazentrums offenbar überraschend. Sie protestierte dagegen.
Für die Belegschaft kam die vorübergehende Schließung des Traumazentrums offenbar überraschend. Sie protestierte dagegen.APA / Helmut Fohringer
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Die Patienten werden im Traumzentrum Meidling sowie im AKH weiterbehandelt. Die ambulante Versorgung ist weiterhin am Standort Brigittenau möglich.

Die Absiedelung des Traumazentrums (TZW) in Wien-Brigittenau, besser bekannt als Lorenz-Böhler-Spital, ist abgeschlossen. Wie die zuständige Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in einer Aussendung bekannt gab, wurde am Montag die letzte Operation durchgeführt. Sukzessive wurden nun stationäre Patientinnen und Patienten entlassen bzw. ins TZW Meidling transferiert. Der letzte Patient verlässt am heutigen Karfreitag den Standort Brigittenau.

Während der Absiedelungsphase wurden laut AUVA 2631 Patienten in der Ambulanz erstbehandelt, 264 Operationen durchgeführt und 235 Patienten ambulant nachbehandelt. Die Rettungszufahrt war in diesem Zeitraum für Arbeitsunfälle geöffnet.

Nach der Schließung übernehmen nun der Standort Meidling und das AKH Wien die Versorgung von Unfallverletzten. Bis Jahresende wird der größte Teil der Akutoperationen des Standorts Brigittenau übernommen. Durch die Bereitstellung von Betten und einer zusätzlichen Intensivstation sollen jedoch weitere drei Akut-OPs pro Tag in Kooperation mit dem ärztlichen Team von AKH Wien und MedUni Wien in Zusammenarbeit mit Pflege- und Anästhesiepersonal der AUVA am Standort AKH möglich sein. Die ersten AUVA-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter treten in der ersten April-Woche ihren Dienst im AKH an. Die Normalstation wird ab Mitte April sukzessive Patienten versorgen, die Intensivstation folgt Anfang Mai. Für Letztere werden technische Gerätschaften in der kommenden Woche vom Standort Brigittenau ins AKH Wien gebracht.

AUVA: Keine Kündigungen

Was den detaillierten Einsatz der Beschäftigten des Standortes Brigittenau betrifft, hält sich die AUVA bedeckt. „Viele Teams arbeiten weiterhin in der gewohnten Zusammensetzung. Für alle anderen gibt es Lösungen, in dem sie zum Beispiel in bestehende Teams integriert werden“, hieß es. Vereinzelt seien aber auch „noch offene Fragestellungen wie zum Beispiel ein individueller Arbeitsweg zu klären, auch hierfür werden in absehbarer Zeit Lösungen gefunden“. Die AUVA betonte, dass aufgrund der temporären Leistungsverlagerung eine Sozialvereinbarung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschlossen wurde. Diese regle „ein großes Bündel an Abfederungs- und Ausgleichsmaßnahmen, insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standorts Brigittenau. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es weder Kündigungen noch andere Schlechterstellungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben wird.“

Die AUVA gab auch zu, dass aufgrund der Umsiedelung 379 geplante Eingriffe verschoben werden mussten. Der Spitalsbetreiber versicherte jedoch, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten über Ersatztermine informiert wurden. Im Vorfeld wurde Kritik laut, wonach Betroffene zum Teil nichts von der Verschiebung ihrer OPs wussten. Rund 130 dieser Eingriffe finden nun ab 19. April in der Privatklinik Confraternität statt. Etwa 250 geplante OPs werden ab Mitte April im TZW Meidling durchgeführt.

Ambulante Behandlung weiterhin möglich

Am Standort Brigittenau werden weiterhin Verletzte ambulant versorgt. Dafür blieb die nötige Infrastruktur bestehen. Die Wundversorgungen in örtlicher Betäubung sowie die Versorgung von Frakturen oder Zerrungen bzw. Verrenkungen von Gelenken im Sinne einer Einrichtung und Ruhigstellung im Verband oder Gips ist dort möglich. Subakutfälle - Fälle mit verzögerter Dringlichkeit - werden nach Meidling umgeleitet. Darunter versteht man beispielsweise einen Mittelhandknochenbruch, der zuvor in der Erstbehandlung in der Brigittenau stabilisiert wurde und innerhalb einer Woche operiert wird.

Wie es dann mit dem Lorenz-Böhler weitergeht, wird gerade evaluiert. Das Gebäude soll Anfang 2025 nach Ertüchtigung wieder in Betrieb genommen werden, versicherte die AUVA. Parallel werden jene Bereiche festgelegt, die bis Anfang 2025 in Container- bzw. Modulbauweise errichtet werden müssen. Dazu soll die angrenzende Parkgarage abgerissen werden. „Für die Brigittenau sieht unser Plan die Errichtung eines Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus in Kooperation mit verschiedenen Partnern vor“, so die AUVA.

Die offenbar überraschende Schließung des Wiener Lorenz-Böhler-Krankenhauses hat für viel Kritik gesorgt. Für viele kam der Beschluss überraschend. Das Personal protestierte, auch ein Streik stand im Raum. (APA)

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