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Altkanzler Schröder will sich nicht aus SPD-Geschichte löschen lassen

Deutschlands Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (im Bild in seiner Kanzlei in Hannover) wird am 7. April 80 Jahre alt.
Deutschlands Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (im Bild in seiner Kanzlei in Hannover) wird am 7. April 80 Jahre alt.Imago / Rainer Droese
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In einem Interview kurz vor seinem 80. Geburtstag beklagte sich der Ex-SPD-Kanzler darüber, dass in der Parteizentrale auf der Etage, wo die Vorsitzenden ihre Büros haben, nicht einmal ein Bild von ihm zu finden sei. An seiner Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin hält er fest.

Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder hat die SPD-Spitze davor gewarnt, ihn aus der Parteigeschichte streichen zu wollen. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 80. Geburtstag beklagte er sich darüber, dass in der Parteizentrale auf der Etage, wo die Vorsitzenden ihre Büros haben, nicht einmal ein Bild von ihm zu finden sei. An seiner Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin hält er fest.

Schröder begründete das damit, dass sein guter Draht in den Kreml vielleicht doch noch zu einer Beendigung des Ukraine-Kriegs beitragen könne: „Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht.“

„Lebe noch in der Mitte der Sozialdemokratie“

Die Spekulationen, Putin könnte einen Atomkrieg anzetteln oder ein Nato-Land an der Ostflanke angreifen, bezeichnete Schröder als „Quatsch“. Um eine Eskalation hin zu solchen Szenarien im Keim zu ersticken und die Beunruhigung der Bevölkerung nicht größer werden zu lassen, müsse neben der Unterstützung für die Ukraine ernsthaft über eine Lösung des Konflikts nachgedacht werden, betonte er.

Gleichzeitig machte er in dem Interview klar, dass er sich nicht von der SPD-Spitze aus der Partei ausgrenzen lassen will. „Es gibt immer noch eine Menge Briefe, in denen Leute bestimmte Attacken gegen mich nicht verstehen“, sagte er. „Also insofern glaube ich, dass ich immer noch in der Mitte der Sozialdemokratie lebe und will das auch weitermachen.“

Dass in der Parteizentrale kein Bild von ihm hänge, sei „interessant. Da muss die SPD auch vorsichtig sein. Sie wissen, wo das auch der Fall war?“, fragte er und gab die Antwort selbst. „In den kommunistischen Parteien der Vergangenheit wurden natürlich die jeweiligen Führer, wenn sie weg waren, mal aus der Geschichte der Partei gestrichen. Also ich glaube, so weit geht die SPD nicht.“

Seit Kanzlerschaft mit Putin befreundet

Eine SPD-Sprecherin erklärte dazu, dass es im Willy-Brandt-Haus auf der Etage, auf der die Vorsitzenden sitzen, keine Galerie der ehemaligen Parteichefs gebe. Es hingen dort aktuell „in unterschiedlichen Kontexten“ Bilder des Gründervaters der deutschen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, sowie der früheren Parteivorsitzenden August Bebel, Willy Brandt und Andrea Nahles, sagte sie. Über die gesamte Parteizentrale verteilt seien weitere Bilder und Kunstwerke aus der Geschichte der Sozialdemokratie zu finden, „darunter auch welche von Gerhard Schröder“.

Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als „fatale Fehlentscheidung“ bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.

Nicht mehr zu Parteitagen eingeladen

Zu Parteitagen wird Schröder - wie bei einem früheren Parteivorsitzenden eigentlich üblich - nicht mehr eingeladen. Die Parteivorsitzende Saskia Esken hatte das im vergangenen Jahr mit den Worten begründet: „Ich kann in Gerhard Schröder, den Altkanzler und ehemaligen Parteivorsitzenden, nicht mehr erkennen. Ich sehe ihn als einen Geschäftsmann, der seine Geschäftsinteressen verfolgt.“

Auf die Frage, ob ihn der Ausschluss durch die Parteiführung verletze, sagte Schröder: „Das verletzt mich nicht, weil ich die Akteure kenne, die das verursachen. Warum sollte mich das also verletzen? Würde meine Frau meinen Geburtstag vergessen, das würde mich verletzen.“ Er fügte hinzu: „Soll ich denn mein prinzipielles Verhältnis zur deutschen Sozialdemokratie, die die älteste demokratische Partei ist, die es in diesem Land je gegeben hat und bleiben wird, abhängig machen von Menschen, die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann?“ Er werde so lange Sozialdemokrat bleiben, wie man ihn lasse, betonte Schröder. (APA/dpa)

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