Tisch für vier

Lokalkritik im Bistro Bouvier: Alles jung, hip und happy

Julius Hirtzberger
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Dem Bistro im neuen Hotel Hoxton fehlt es ein bisschen an Punch. Ein guter Ort: die Rooftop Bar. 

Es klingt ein bisschen wie ein unge­filtertes Brainstorming – und zwar schon bevor man auf die etwas eigen­willige Wortkreation „Americano-Savoir Vivre“ stößt, die eine der Ankündigungen ziert: Paris meets New York, das Flair eines französischen Restaurants und die Lässigkeit von New York City, französische Klassiker in NYC-Manier, New York Cuisine. Okay, we got it: Irgendwas mit Frankreich und New York soll also das Bistro Bouvier sein, das gerade im Hoxton aufgesperrt hat. Man spricht jedenfalls Englisch und wenn nicht, ist man gleich einmal per Du: alles jung, hip, happy hier, vom ersten Schritt, den man in das neu gestaltete Hotel setzt. Das ist, so viel einmal vorab, gestalterisch wirklich gelungen.

Das ehemalige Gewerbehaus am Rudolf-Sallinger-Platz ist unter der britischen Hotelgruppe zu einem echten Juwel geworden. Aus der klassischen 50er-Jahre-Ästhetik wurde das Beste herausgekitzelt, Alt und Neu fügen sich so harmonisch zusammen, dass man meinen möchte, es wäre immer so gewesen. Das gilt auch fürs Restaurant im Erdgeschoß. Kulinarisch hat man da vielleicht ein bisschen zu viel versprochen, wenngleich die Karte grundsätzlich eine ganz nette Melange ist: Die südfranzösischen Panisse-Frites mit Zaatar (9 Euro) sind eine ganz gute Unterlage für ein paar ­Gläser; dass der gschmackige geräucherte Fischsalat in der Sardinendose daherkommt, ist eine nette Idee (20 Euro).

Julius Hirtzberger

Die Panzanella Niçoise (14 Euro) dominiert ­leider das (harte) Brot, sie fügt sich generell nicht zu dem wunderbaren, vielschichtigen Ganzen zusammen, das eine Niçoise ausmacht. Was fehlt: la vinaigrette! Das gilt auch für ein paar andere Vorspeisen: die Bittersalate genauso wie den Lauch (à la vinaigrette . . .). Bitte mehr Punch! Die Hash Browns (9 Euro) stellen sich als eine Art Wolfgang-Puck-Kaviarpizza für die Mittelklasse heraus: Erdäpfelboden, Sauerrahm und Forellenkaviar vermählen sich überraschend gut miteinander. Die Hauptspeisen reichen vom Cheeseburger bis zu Moules frites mit scharfer Tomatensauce. Darüber, ob es lame ist oder super, nur ein Hühnerschnitzel (21 Euro) auf die Karte zu setzen, scheiden sich die Geister, es ist jedenfalls tadellos, der Fenchelsalat leidet halt wieder unter dem oben erwähnten Mangel . . . Fazit: nicht schlecht, aber auch nicht aufregend. Die Stimmung ist allerdings gelungen: Musik, Beleuchtung und alles rund­herum sitzen, und die Rooftop Bar mit ­Riesenterrasse und Blick aufs Belvedere ist ziemlich sicher ein guter Ort, um sich einen oder zwei Drinks zu gönnen. 

Info:

Bistro Bouvier im Hotel Hoxton, Rudolf-Sallinger-Platz 1, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/380 09 55, Restaurant: täglich, 7–24 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken

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