ESC

Song Contest: Droht Deutschland wieder der letzte Platz?

Isaak singt „Always on the Run“. Wird er damit in Malmö Punkte holen?
Isaak singt „Always on the Run“. Wird er damit in Malmö Punkte holen?APA / AFP / Christoph Soeder
  • Drucken

Einen Monat vor dem Eurovision Song Contest hat sich noch kein klarer Favorit herauskristallisiert. Die Schweiz und Kroatien haben Chancen auf den Sieg. Deutschland könnte wieder ganz hinten landen.

Nur 18 Punkte haben Lord Of The Lost vergangenes Jahr beim Eurovision Song Contest bekommen. Damit belegte Deutschland den letzten Platz beim Liederwettbewerb. Wieder einmal. Mit zehn letzten Plätzen ist Deutschland das Land, das am dritthäufigsten ganz hinten landete. Noch liegen Finnland und Norwegen mit je elf Schlusslicht-Platzierungen vorne – das könnte sich ändern. Denn erneut scheint sich für Deutschland ein Desaster anzubahnen. Sänger Isaak war beim Vorentscheid im Februar mit seinem „Always on the Run“ zwar der klare Sieger, der stimmstarke 29-Jährige überzeugte Jury und Publikum. Seitdem droht das Lied aber zu einem Rohrkrepierer zu werden.

Das zeigt sich schon an den deutschen Singlecharts, wo es Isaak nicht einmal in die Top 100 schaffte. Auch international fliegt er unter dem Radar der Wahrnehmung. Da half auch die Debatte um das Wort „Shit“, das in der Erstfassung des Liedes vorkam und ersetzt worden musste, nicht. Im Gegensatz zu den Vorjahren hat Isaak aber die Chance, im Halbfinale live zu überzeugen: Die „Big Five“, die fünf größten Beitragszahler der European Broacasting Union (EBU), sind zwar fix für das Finale qualifiziert. Doch dank einer Regeländerung treten sie heuer auch im Halbfinale auf. In den vergangenen Jahren hatte es sich als Nachteil für Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien erwiesen, dass sie sich nur einmal präsentieren konnten und nicht im Halbfinale und im Finale.

Kaleen hat gute Chancen aufs Finale

Österreich geht am 9. Mai mit Startnummer 6 in das zweite Semifinale. Popsängerin Kaleen will sich mit dem Song „We Will Rave“ und einer intensiven Tanzperformance für das Finale qualifizieren. Die Wettanbieter räumen ihr gute Chancen auf den Finaleinzug ein.

Bei den Favoriten auf den Sieg gab es in den Wettbüros zuletzt ein Wechselspiel. Derzeit steht der Schweizer Sänger Nemo mit seinem Lied „Code“ vorn. Dieses erzählt die Geschichte des Sängers, der von sich sagt, sich weder als Mann noch als Frau zu fühlen, und sich als nicht binär einstuft.

In den Wettbüros folgt der kroatische Sänger Baby Lasagna mit dem überdrehten „Rim Tim Dagi Tin“. Das Lied erzählt die Geschichte junger Kroaten, die auf der Suche nach einem besseren Leben ihr Land in Massen verlassen. Bei den in den vergangenen Jahren beim Siegertipp treffsicheren Buchmachern ist aber noch viel Bewegung drin – so rutschte das lange als Favorit geltende ukrainische Duo alyona alyona & Jerry Heil mit „Teresa & Maria“ inzwischen ab.

Musikalisch spannend, politisch umstritten

Musikalisch sieht es so aus, als würde das ESC-Finale am 11. Mai eines der spannendsten der vergangenen Jahre. Doch dürfte die Weltlage auch beim Song Contest eine bestimmende Rolle spielen. Es gibt die Sorge, dass das Vorgehen Israels im Gazastreifen den ESC überschattet. „Dies ist das erste Mal seit dem Krieg in Gaza, dass Israel an einer internationalen Veranstaltung teilnimmt“, sagte der Politikwissenschaftler Anders Persson von der Linnaeus-Universität in Växjö. Persson erwartet Proteste.

Es gibt bereits einen Boykottaufruf gegen Israels Teilnahme, die lange unsicher war. Erst im letzten Moment entschied sich Israel dazu, die von der EBU verlange Textänderung für den Beitrag von Teilnehmerin Eden Golan vorzunehen. Geplant sind in Malmö aber mehrere Demonstrationen – auch proisraelische. Ulf Nilsson, Sicherheitschef der Stadt Malmö, zählte die verschiedenen Sicherheitsrisiken auf: „Wir haben den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, den Krieg in der Ukraine, der Schweden getroffen hat, ein größeres Risiko hybrider Kriegsführung, es gibt Cyberangriffe.“

Das Selbstverständnis des seit 1956 stattfindenden ESC ist, ein unpolitischer Musikwettbewerb zu sein. Die Fans wollen Feuerfontänen und Windmaschinen, schrille Outfits und mitreißende Lieder - doch zumindest auf den Straßen Malmös wird sich auch die weltpolitisch angespannte Lage zeigen. (APA/AFP/Red.)

Song Contest im TV

Alle ESC-Shows sind live in ORF 1 ab jeweils 21.00 Uhr zu sehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.