Ukraine-Krieg

Täuschend und nicht echt: Wie aufblasbare Panzer den Feind in die Irre führen

Die Firma Inflatech in der tschechischen Stadt Decin stellt aufblasbare Panzer her, die im Krieg eingesetzt werden, um gegnerische Raketen zu vergeuden.
Die Firma Inflatech in der tschechischen Stadt Decin stellt aufblasbare Panzer her, die im Krieg eingesetzt werden, um gegnerische Raketen zu vergeuden.IMAGO/Ondrej Hajek
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Eine tschechische Firma stellt Attrappen her, die auf dem Radar der Feinde als echtes Kriegsgerät erscheinen sollen. Die Nachfrage nach den aufblasbaren Panzern ist hoch.

Eigentlich werden sie zu Trainingszwecken verwendet. Und betrachtet man sie von der Nähe, ist es recht deutlich, dass es sich hier um einen aufgeblasenen, aus Kunstseide hergestellten Panzer handelt. Doch steckt in diesen Attrappen mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist – in erster Linie Hightech. Richtig eingesetzt kann der aufblasbare Panzer den Feind täuschen und dafür sorgen, dass kostspielige Marschflugkörper auf den Stoffbahnen landen. Dafür müssen die Truppen die Stoffpanzer strategisch positionieren; auf dem Radar oder Wärmebildkameras der Drohnen werden Bewegungen simuliert. Zudem sollten Fahrspuren ersichtlich sein. Die aufblasbaren Panzer, ist die Herstellerfirma überzeugt, können im Krieg zu einem sogenannten Game-Changer werden.

Die im nordtschechischen Děčín niedergelassene Firma Inflatech stellt die aufblasbaren Attrappen her; sie können wohl auch im Ukraine-Krieg eingesetzt werden, offiziell bestätigt wird das jedoch nicht. (Dass auch Russland Attrappen einsetzt, davon ist auszugehen.) Jedenfalls kosten die Attrappen ab rund 25.000 Euro. Der Preis wird mit der komplizierten Produktion begründet, zudem müssen hochqualifizierte Näherinnen eingestellt werden. Zusammengefaltet wiegen die Attrappen nicht mehr als 25 bis 40 Kilo. Und hergestellt werden rund 30 verschiedene Geräte, etwa Abrams-Panzer, Artilleriesysteme von Lockheed Martin, aber auch Modelle alter sowjetischer Tupolews oder die Flanker Su-27.

„Es ist wichtig, dass der Täuschkörper innerhalb von zehn Minuten aufgeblasen oder zusammengefaltet und eingepackt werden kann. Um effektiv zu sein, braucht es nicht mehr als zwei bis maximal vier Personen“, sagte Inflatech-CEO Vojtěch Fresser vergangenes Jahr in einem Interview. Die Geschäfte laufen jedenfalls gut für das Unternehmen: Seit 2014 wachsen die Umsätze von Inflatech jedes Jahr. Etwa 50 Attrappen stellt die Firma mittlerweile monatlich her, zu den Käufern gehören Nato- und EU-Länder. Es sei schließlich sein Unternehmen gewesen, das das Geschäft mit den aufblasbaren Attrappen nach dem Ende des Kalten Krieges wiederbelebt habe. In die Entwicklung der „Geräte“ seien auch EU-Gelder geflossen, sagte Fresser. Begonnen hat die Firma als Start-up – und zwar mit der Herstellung von Hüpfburgen.

Schatten offenbaren Täuschung

So sehr die Entwicklung auch fortzuschreiten scheint, die aufblasbaren Panzer haben auch Schwächen. Sie können zum Beispiel ihre Schatten so werfen, dass sie als Attrappen erkennbar sind. In diesen Schattenbildern ist mitunter das Konstrukt sichtbar, das die leichten Elemente der Attrappe zusammenhält – echte Panzer brauchen diese Konstrukte freilich nicht. Zudem reflektiert das schwere Material eines echten Panzers Licht.

Abgesehen von der möglichen Lieferung von Attrappen: Tschechien gehört zu den Ländern, die die Ukraine weiterhin militärisch unterstützen wollen. Erst Anfang März hat sich Prag dafür ausgesprochen, die europäische Militärhilfe zu erweitern und sich für eine gemeinsame Munitionsbeschaffung einzusetzen. (red.)

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