Morgenglosse

Mobbing ist kein Kinderkram 

Wir müssen Täter schon früh in ihre Schranken weisen.
Wir müssen Täter schon früh in ihre Schranken weisen. Imago / Ute Grabowsky/photothek.net Via Www.imago-images.de
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Wenn wir nicht beginnen, das Mobbing-Übel an der Wurzel zu packen, werden wir auch die nächsten Generationen hilflos ihren Traumata überlassen. Da helfen keine Plakate und Sticker.

„Gewalt ist niemals okay“, sagte am Montagvormittag Justizministerin Alma Zadic bei der Präsentation einer neuen breitangelegten Kinderschutzkampagne. Dafür will Türkis-Grün auch ordentlich Geld in die Hand nehmen. Zwei Millionen Euro sind budgetiert. Mit Plakaten, Radiospots und mit einer breitgestreuten Social-Media-Aktion soll Bewusstsein geschaffen werden, was Mobbing ist und, dass Gewalt nicht erst bei physischen Übergriffen beginnt. Ein wichtiger Schritt. Ob es allein der richtige ist? 

Eine Google-Suche zu Mobbing liefert innerhalb von einem Wimpernschlag knapp 43 Millionen Suchergebnisse. Und fast alle drehen sich darum, wie Betroffene mit ihren Peinigern umgehen sollen. Was sie tun können, um sich zu schützen. Kaum eine Webseite, die zum Ziel hat, zu verhindern, dass Kinder zu Tätern werden. 

Die türkis-grüne Regierung will Bewusstsein schaffen. Doch wieder stehen die Opfer im Fokus. Nicht, wie wir mit den Tätern umgehen sollen. Zwar wurden im Vorjahr Strafverschärfungen verabschiedet, aber wenn es so weit kommt, gibt es bereits mindestens einen Täter und ein Opfer. 

Haare ziehen, ist keine Zuneigung

Es ist eine Spirale der Gewalt, die sich ständig weiterdreht. Daher ist es an der Zeit, hinzuschauen und dazwischenzugehen, wenn Kinder grausam zueinander werden. Es muss angesetzt werden bei denen, die mobben, die anderen Gewalt antun und ihnen Schmerzen bereiten – physisch wie psychisch. Manche der Narben mögen verheilen, aber sie sind immer da und erinnern an traurige, schlimme Momente. Die Erinnerungen gehen nie ganz weg, während diejenigen, die mobben, ihre Opfer längst vergessen haben.

Es fängt bereits im Kindergartenalter an, wenn Fehlverhalten anderer damit gerechtfertigt wird, dass es ein Ausdruck von Zuneigung sei. Nein, an den Haaren ziehen, ist kein Zeichen dafür, dass der- oder diejenige einen mag. Es ist einfach schmerzhaft und unnötig. Tun wir nichts, oder verharmlosen es gar, beginnt hier das Übel sich auszubreiten. Wie eine Entzündung, die immer weiter um sich greift. Wenn Ausflüchte und Erklärungen gesucht werden, um das falsche Verhalten zu rechtfertigen. Denn auch die allseits beliebte Ansage: „Du musst nur noch ein bisschen durchhalten. Nach der Schule wird alles anders“, ist Blödsinn. Denn die Mobber sehen nicht plötzlich nach Schulabschluss ihre Taten ein und ändern ihr Verhalten. Sie lösen sich nicht einfach in Luft auf.

Wir dürfen nicht mehr nur die Opfer darauf vorbereiten, wie sie mit dem Trauma umgehen lernen. Oder wie sie sich wehren. Die Täter müssen ins Visier genommen werden. Dort muss angesetzt werden. Sie müssen endgültig in die Schranken gewiesen werden. Es darf keine Ausreden, Ausflüchte und Erklärungen mehr geben. Denn in Zeiten digitaler Medien gibt es kein Entkommen mehr. Das Mobbing hört nicht auf, wenn wir es nicht stoppen.

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