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Schnellere Genehmigungen: Kommt jetzt der Turbo für den Netzausbau?

Wo Energie erzeugt wird, ist nicht immer dort, wo sie auch gebraucht wird.
Wo Energie erzeugt wird, ist nicht immer dort, wo sie auch gebraucht wird.Getty Images
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Viel Wind und Sonne treiben die Produktion von Erneuerbaren, aber der Netzausbau hinkt hinterher. In der Energiewirtschaft verspricht man sich durch den neuen Netzausbauplan eine Beschleunigung der Genehmigungen.

Windig war es in den vergangenen Tagen im Osten Österreichs und für die Jahreszeit auch unüblich sonnig und warm. Was wie eine gute Nachricht für den Sektor der erneuerbaren Energien klingt, hat jedoch einen Beigeschmack: Denn vielfach fehlen die Netze, um überschüssige Energie aus dem Osten beispielsweise zu den großen Speicheranlagen im Westen zu transportieren. „Das ist bitter, das tut weh, und das kostet auch Geld“, sagte Gerhard Christiner, Vorstand des österreichischen Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG), am Montag.

Im Jahr 2030 soll die heimische Stromversorgung, 2040 die gesamte Energieversorgung dekarbonisiert sein. Laut APG sind die heimischen Netze aber noch nicht für die klimaneutrale Zukunft gerüstet. Und gerade aus der Wirtschaft kamen in der Vergangenheit immer wieder Warnungen, dass der schleppende Netzausbau zum Standortproblem werden könnte. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) präsentierte am Montag ein strategisches Papier, das den Netzausbau beschleunigen soll.

Viel Kapital nötig

Besagter Netzinfrastrukturplan (Önip) zeichnet nach, welchen Bedarf es künftig an grünem Strom und grünem Gas geben wird. Um den Bedarf zu decken, muss nicht nur genügend grüne Energie vorhanden sein. Sie muss die Verbraucher auch erreichen, egal ob das etwa Haushalte oder Unternehmen sind. Deshalb untersucht das Strategiepapier, dessen Entwurf im Herbst in Begutachtung ging, vor allem auch, was an Netzausbau notwendig ist.

Eine deutliche Beschleunigung des Netzausbaus könnten laut Christiner dabei vor allem zwei Aspekte des Önip bringen. Einerseits sei die koordinierte Planung des Energiesystems wichtig, denn das mindere das Risiko der massiven Investitionen, die durch die Energiewende notwendig werden. Andererseits wurde der Önip bereits einer strategischen Umweltprüfung unterzogen, was eine deutliche Beschleunigung von nachgelagerten Genehmigungsverfahren mit sich bringen dürfte.

Denn, so Christiner, die Frage des öffentlichen Interesses sei im Zentrum jeder Umweltverträglichkeitsprüfung. Der Önip stellt dieses öffentliche Interesse für den Netzausbau bereits fest. Und er zeigt etwa Transporttrassen auf, die grundsätzlich machbar sind.

Infrastruktur für Wasserstoff

Nicht nur den künftigen Strombedarf, auch jenen für grüne Gase untersucht der am Montag vorgestellte Plan – samt Bedarf an Transportinfrastruktur. „Wir werden auf keine erneuerbare Kilowattstunde verzichten können“, erklärte Bernhard Painz, Vorstand der Austrian Gas Grid Management (AGGM), warum ein fundamentaler und integrierter Umbau des heimischen Energiesystems notwendig sei.

Wasserstoff etwa wird oft als „Champagner der Energiewende“ bezeichnet. Grüner Wasserstoff ist teuer. Aber bei Industrieprozessen, die mit Strom als Ersatz für Gas nicht möglich sind, wird er künftig eingesetzt werden. Laut Painz fehle gerade im Wasserstoffbereich etwa vergleichsweise wenig an neuer Transportinfrastruktur, um den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft zu ermöglichen. Mit der Umwidmung von Strängen bestehender Gasleitungen, könne man vergleichsweise einfach Import, Export und Transit von Wasserstoff ermöglichen.

Vonseiten der APG sind bis 2034 jedenfalls Investitionen in Höhe von neun Milliarden Euro in die Stromnetze vorgesehen. Allerdings sei dies nur ein erster Schritt. Die Ausbauanforderungen werden bis 2040 ein Vielfaches betragen, so der Netzbetreiber. Das bestehende Gasnetz soll bis 2050 um zwei Mrd. Euro für Wasserstoff ertüchtigt werden.

Der Auftrag zur Erstellung des Önip stamme aus dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz.

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