Hip-Hop

„Auch Greta hasst Juden“: Antilopen Gang kritisiert linke Hamas-Versteher in neuem Song

Koljah, Danger Dan und Panik Panzer sind die Antilopen Gang.
Koljah, Danger Dan und Panik Panzer sind die Antilopen Gang.IMAGO/DROFITSCH/EIBNER
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In „Oktober in Europa“ prangert das deutsche Hip-Hop-Trio Antisemitismus der Linken an. Von der konservativen Springer-Presse wird das Lied gefeiert.

Das neue Lied des deutschen Hip-Hop-Trios Antilopen Gang hat eine Diskussion ausgelöst: In „Oktober in Europa“ prangern die Rapper Koljah, Panik Panzer und Danger Dan die judenfeindliche Stimmung in Europa seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober an. Sie kritisieren vor allem linke Hamas-Versteher, darunter die Antifa, der die Band eigentlich nahe steht, sowie Klimaaktivistin Greta Thunberg – und den deutschen Kanzler Olaf Scholz.

„Ist auch kompliziert, muss man einfach beide Seiten seh’n, wenn Terroristen Frau‘n in Leichenhaufen vergewaltigen“, heißt es in dem Song. Und: „Überraschung: Auch Greta hasst Juden“, was sich auf Thunbergs Solidaritätsbekundungen mit Palästinensern bezieht. An anderer Stelle: „Und der Kanzler hört sich so bestürzt an, danach trinkt er Tee mit den Mördern.“ Auf welches Treffen von Scholz sich das Trio hier bezieht, ist unklar. Möglicherweise sei der Emir von Katar gemeint, schreibt der Bayerische Rundfunk.

„Heute sind die größten Antisemiten alle Antirassisten“

Das Schweigen anderer Musiker und die Spaltung durch den Gaza-Krieg in der linken Kulturszene werden wiederholt thematisiert: „Seit dem 7. 10. will ich das Gespräch nicht mehr suchen“, so die Rapper. „Heute sind die größten Antisemiten alle Antirassisten, gegen Hass und für Frieden“. Danger Dan kritisiert, dass die Antifa „seltsam ruhig“ sei – im Gegensatz zu ihrem Verhalten bei einem Auftritt von ihm vor der linksautonomen Kulturzentrum Rote Flora in Hamburg, wo 7000 Antifas einen auf „Wir-Gefühl“ gemacht hätten.

Immer wieder sprechen die drei Rapper in dem Lied auch den stärker gewordenen Antisemitismus und die Angst von Juden in der Öffentlichkeit an: „Du gehst mit Kippa noch nicht mal auf die Champs-Élysées“, so eine Textzeile. An einer anderen Stelle des Songs wird darüber gerappt, wie eine Frau die Mesusa, eine jüdische Schriftkapsel, vom Türrahmen abnimmt, damit von außen nicht mehr erkennbar ist, dass hier Juden wohnen.

Interviews zu dem Song will die Antilopen Gang nicht geben. Im Beschreibungstext zum Lied heißt es: „Oktober in Europa“ sei „wie von selbst“ entstanden – „aus einer Notwendigkeit heraus“. Als sie sich als Band im November zum Liederschreiben zusammensetzten, habe der 7. Oktober alle Gedanken und Gespräche überschattet.

In Deutschland hat das Lied, das vergangenen Freitag veröffentlicht wurde, teils überraschende Reaktionen hervorgerufen. Fabio De Masi, Spitzenkandidat des Bündnis Sahra Wagenknecht bei der Europawahl, stört sich an den Zeilen: „Zivilisten in Gaza sind Schutzschild der Hamas, Schutzschild der Nachfahr‘n der Juden-Vergaser“ und rät der Band, „darüber nachzudenken, warum einige in Deutschland so erpicht darauf sind, die Taten der eigenen Großväter an die Palästinenser zu delegieren.“

Die „Bild“ feiert die Antilopen Gang

Aber die als konservativ geltende Springer-Presse feiert das Lied. Die „Bild“ schreibt, die Antilopen Gang entlarve „linke Doppelmoral“ und widmet dem Lied eine lange Textanalyse. Die streitbare „Welt“-Chefreporterin Anna Schneider meint auf X: „Man kann ja nur hoffen, dass sich das ganz viele sogenannte Kulturschaffende anschauen (und sich gegebenenfalls Schämen).“

Auch aus der SPD gibt es Lob über „Oktober in Europa“: Scholz selbst kommentierte das Lied nicht, aber Parteikollege Wolfgang Schmidt, Chef des Bundeskanzleramts und Minister für besondere Aufgaben, teilte es auf X mit den Zeilen: „Großartiges Lied der Antilopen Gang zum 7. Oktober und der Stimmung in Deutschland.“

Wie der Song bei den Fans des Trios ankommt, ist schwer abzuschätzen. Die Kommentare auf YouTube sind deaktiviert, wie viele das Lied mit „Daumen runter“ bewerten, ist nicht zu sehen. Auch auf Instagram sind keine Kommentare erlaubt, auf Facebook ebenso wenig. (Red./APA/dpa)

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